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KLIMA-MEER-RECHT

Die meteorologischen Bedingungen des harten

Winters 1939/40[1]

- Vom Zeitzeugen R. GEIGER dargestellt - aber die Gründe nicht analysiert   -

Hier: Oktober 2008

 

Kommt ein Krieg immer allein? Oder kann ein Krieg, insbesondere ein Seekrieg auch das Wetter und Klima ‚aus der Bahn werfen’?

Vor 69 Jahren war der erste Kriegswinter 1939/40 nicht nur ein harter Winter, es war der kälteste seit der Kleinen Eiszeit. Seit dieser Epoche waren damals fast 100 Jahre vergangen.  Mit Kriegsbeginn wurde Wetterinformationen  zur Geheimsache. Da mit alsbaldiger Veröffentlichungen nicht gerechnet werden konnte und der erste Kriegswinter sich schnell als ungewöhnlich erwies, begann R. Geiger wesentliche Informationen zusammenzutragen [2] und stellt fest, dass 

 

Für das gesamtdeutsche Gebiet wurden alle kalten Winter der Vergangenheit, soweit regelmäßige meteorologische Aufzeichnungen überhaupt vorliegen, durch den Winter 1939/40 übertroffen. Zwar waren die am kältesten Tag erreichten Temperaturen nicht so bedeutend wie im Winter 1928/29. Aber das Temperaturniveau war die drei Wintermonate hindurch anhaltend ungew6hnlich tief. Nicht eine besondere Kälteperiode, sondern die fast pausenlose Folge der Kältezeiten zeichnete ihn aus. Im Vergleich zu den Wintern 1892/93 und 1928/29 kann daher der Winter 1939/40 als ein Dauerwinter  bezeichnet werden

Auch die beigefügten Grafiken, die auf entsprechenden Ausarbeitungen von Geiger beruhen,  sprechen eine deutliche Sprache. Die dargestellten Abweichungen sind extrem. Und gibt Geiger irgendwelche Gründe für diesen ungewöhnlichen Winter? Leider nein. Das versäumte auch anderer Zeitzeugen, wie in dem Aufsatz „Der Extrem-Winter 1939/40 und die Klimaforschung“ (linke Spalte, oben) dargestellt. Gleich nach Kriegsende stellte der Meteorologe M. Rodewald[3] verwundert fest, dass seit  dem 19.  Jahrhundert die Winter immer milder ausgefallen waren, was das Auftreten der Serie von drei schweren Wintern nacheinander 1939/40, 1940/41, 1941/42 umso erstaunlicher machte, da diese nicht durch ein langsames Abklingen eintraten, sondern eine Zäsur des bisherigen Erwärmungstrend war und entgegen der Erhaltungstendenz der Zirkulation und der Temperaturabweichung eintrat.

Das der Winter 1939/40 in die Kategorie ‚außergewöhnlicher’ Wintern gehört war bereits Geiger klar, als er auf die Negativ-Temperatur-Summe für Leipzig (von W. Naegler, 1941[4]) hinwies, wonach nach 1829/30 (746), sogleich der Winter 1939/40 (603) platziert ist, gefolgt von den Wintern 1837/38 und 1870/71, bevor der Winter 1928/29 (502) auf Platz 5 folgt.

Viele andere Orte in Deutschland konnten Rekorde vermelden, z.B. Kiel (der kälteste Januar); Hamburg (tiefste je gemessene Temperatur); Schwerin die höchste Winter-Kältesumme.

Welche Rolle der Seekrieg dabei gespielt hat, wird in dem Aufsatz Der Extrem-Winter 1939/40 und die Klimaforschung diskutiert.



[1] Geiger, R. ; 1948, „Die meteorologischen Bedingungen des harten Winters 1939/40“, Forstwirtschaftliches Centralblatt, Vol. 67, Nr. 1, Oktober 1948, S. 1- 10 (via: http://www.springerlink.com/content/vq686v1n31284774/ ).

[2] Ditto; R. Geiger war bei Kriegsbeginn Professor in Eberswalde und dokumentierte diesen Winter vor seiner Einberufung zur Kriegsmarine, nach den Bekundungen des Autors:  „Weil der Winter 1939/4o ein Kriegswinter war, ist aus naheliegenden Gründen zunächst kein Bericht übet ihn veröffentlicht worden. Durch seine großen Schadenwirkungen in Wald und Garten, durch das einzigartige, wenngleich bedauernswerte Material, das er der Wissenschaft lieferte, erschien es aber doppelt notwendig, seinen Ablaut in meteorologischer Hinsicht der Vergessenheit zu entreißen.  

[3] M. Rodewald, 1948, „Das Zustandekommen der strengen europäischen Winter“, in: Annalen der Meteorologie, Heft 4/5, S. 97

[4] W. Naegler, 1941,  Der harte Kriegswinter 1939/40 in Leipzig“; Verb. Sächs. Akad. d. Wiss. Leipzig 93, 21--32, 1941.