Vortrag im GKSS-Kolloquium – 4.
Dezember 1992
Voraussetzungen für
den globalen Klimaschutz
aus der Sicht eines Nautikers und Juristen
von Dr. Arnd Bernaerts
Gedruckte
Fassung ISSN
0934-9804 Hinweis: |
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A. Einleitung
Seit 150
Jahren befassen sich zwei Bereiche der modernen Wissenschaft mit dem Klima.
Dabei handelt es sich zum einen um die Meteorologie und zum anderen um die
Wissenschaftler, die sich im weiteren Sinne mit Fragen der Geophysik befassen.
Dazu gehörte zum Beispiel u.a. auch der Physiker Svante Arrhenius, der 1903 den
Nobelpreis für Chemie erhielt.
.
I. Klima als Ableger der Meteorologie
Um den
Beitrag der Meteorologie kurz zu umreißen, ist der erste Artikel der seit
Januar 1884 erscheinenden Meteorologischen Zeitschrift ein markanter
Ausgangspunkt. Es handelt sich um einen Bericht über die vulkanischen Ausbrüche
des Jahres 1883, insbesondere über den Krakatau in der Sundastraße/Indonesien.
Der erste Satz in dieser traditionsreichen Zeitschrift von dem Direktor der
Deutschen Seewarte Neumayer lautet: "Das Jahr 1883 wird in der Geschichte
unserer Erde hinsichtlich der Wirkung des Erdinneren auf die Kruste und was
sich darauf befindet, eine denkwürdige Stellung einnehmen". Er meinte, daß
die Wirkung der vulkanischen Vorgänge auf die die Erde umgebende Dunsthülle von
besonderem Interesse sei[1]. Obwohl der Ausbruch des Krakatau die
Sonneneinstrahlung auf die Erdoberfläche nachhaltig für mehrere Jahre
verringerte, verlor sich das meteorologische Interesse alsbald. Das Wetter fand
statt wie gehabt. Da das Klima damals wie heute als das durchschnittliche
Wetter über einen längeren Zeitraum definiert wurde und der Krakatau die
Statistik nicht durcheinanderbrachte, blieb der von Neumayer erwartete
wissenschaftliche Schub aus. Die Meteorologie erkannte keinen tragenden
Zusammenhang[2].
II.Treibhausgasforschung als abstrakte Disziplin
Aber die
Atmosphäre war nicht die Domäne der Meteorologen allein. Seit der Mitte des
letzten Jahrhunderts befaßte sich eine Anzahl von anderen Naturwissenschaftlern
mit der Wirkung von Kohlendioxyd auf die Erwärmung der Erdhülle, nachdem schon
1827 erstmals die Wirkung des Gases in der Atmosphäre mit einer Abschirmung
durch Glas verglichen worden war[3]. So stellte Plass 1956 fest, daß ein
Jahrhundert wissenschaftlicher Arbeit nötig gewesen sei, um mit einiger
Sicherheit den Umfang von CO2 zu kalkulieren[4]. Er vertrat die Auffassung, daß bei einer
Verdoppelung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre die Lufttemperatur um
3,6°C steigen werde und die vorliegenden Beweise darauf hindeuteten, daß die
atmosphärischen CO2-Konzentrationen eine bedeutende Ursache für
Klimaveränderungen seien[5].
Die Theorie
fand aber erst weitere Anhänger[6], als erkannt wurde, daß eine
Kälteperiode, die 1940 angefangen hatte, Mitte der 60er Jahre zu Ende gegangen
war und seit 1980 die wärmsten Sommer dieses Jahrhunderts gemessen wurden, die
Sahara sich ausdehnte, der El Nino seinen Sieben-Jahres-Rhythmus nicht einhielt
und ab 1985 Nordamerika Trockenheitsperioden zu durchstehen hatte. Mehr und
mehr Wissenschaftler sahen einen Zusammenhang zwischen C02-Emissionen und einer
Erwärmung der Atmosphäre. Aber erst als sich der Chefklimatologe der NASA,
James Hansen, am 23. Juni 1988 vor einem US- Senatsausschuß dahin geäußert
hatte, daß der Treibhauseffekt Wirkung entfalte und er sich darüber zu 99%
sicher sei[7], gelang den Treibhaustheoretikern der
Durchbruch
.
III. Vereint für Rio
Zur Freude
der Umweltschützer und zur kurzfristigen Verärgerung vieler Meteorologen[8] wurde der Treibhauseffekt zum
thematischen Dauerbrenner der Presse, einer verängstigten Öffentlichkeit und
erschrockener Politiker. Niemals zuvor sei ein wissenschaftliches Problem zu
solcher Dominanz in der politischen Arena aufgestiegen, wurde festgestellt[9] und keiner wollte mehr im Abseits stehen.
Die Wissenschaft war geeint. Das Forum war das von den Vereinten Nationen
organisierte 'Intergovernmental Panel on Climate Change' (IPCC)[10]. In kaum mehr als einem Jahr wurde durch
die Zusammenarbeit von nahezu allen Forschern, die einen wesentlichen Beitrag
zur Wissenschaft über Klimaveränderungen geleistet hatte[11], ein Bericht fertiggestellt und auf der
2. Weltklimakonferenz im November 1990 in Genf der internationalen Politik
vorgelegt[12]. Im Januar 1992 bestätigte das IPCC
diese Ergebnisse erneut.[13] Bereits in dem IPCC-Bericht von 1990
ließ die Wissenschaft für Zweifel an der Klimarelevanz von C02 wenig Raum[14] und erklärte, daß es nicht mehr um das
ob, allenfalls um das Tempo des Eintritts von Klimaveränderungen ginge. Der
Abschluß einer Klimakonvention mit dem vorrangigen Ziel, die
Treibhausgasemissionen nachhaltig zu reduzieren, sei dringend geboten[15].
Auf dem
Umweltgipfel in Rio de Janeiro vom 3. bis 14. Juni 1992[16] wurde diese Forderung zum Inhalt
Internationaler Politik gemacht. Noch während der Konferenz zeichneten 154
Staaten das "Rahmenübereinkommen zu Klimaveränderungen der Vereinten
Nationen". Gleichwohl war die Kritik an dem Übereinkommen unüberhörbar.
Diese zielte nicht auf das Ob oder Wie, sondern darauf, daß die Politik sich
nicht auf einschneidendere Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung hatte einigen
können[17]. Die äußerst schwierigen Verhandlungen
wurden im Kern dadurch verursacht, daß die USA ihre Zustimmung zu einer verbindlichen
Festlegung von CO2-Quoten verweigerte. Dazu sagte der Generalsekretär der
Konferenz Maurice Strong: "Die Beweise dafür, daß das Klima in Gefahr ist,
sind erheblich. Das Übereinkommen wird nicht reichen. Es wird sich alsbald
zeigen müssen, ob es zur Reduzierung von Treibhausgasen, die die Atmosphäre
gefährden, kommen wird.“[18] Dafür, daß das Klimaübereinkommen Sinn
macht, will sich Umweltminister Klaus Töpfer einsetzen. "Unser erstes Ziel
ist die Folgekonferenz zur Klimakonvention, damit dort nun Nägel mit Köpfen
gemacht werden", erklärte er am Ende des Erdgipfels in Rio[19].
Da auch
andere Stimmen kommentierten, daß das Ergebnis zwar nicht optimal sei, aber
immerhin ein Anfang[20] und man jetzt den eingeschlagenen Weg
nur beharrlich weitergehen müsse, sieht es so aus, als wenn die Klimageschichte
damit geschrieben sei und zum Schutz des Klimas nur noch die verbindliche
Festlegung und die Höhe der Quoten für die Reduzierung von Treibhausgasen
fehlen. Aber das kann sich als dramatische Fehleinschätzung erweisen.
IV. Problemstellung
1. Der zweite Schritt - Die rechtliche Erfassung
Wenn ein
Problem erkannt worden ist, dann wächst der Wunsch, es zu lösen. Ein Plan muß
entworfen werden. Der Plan muß umsetzbar sein. Der Gesetzgeber bzw. der Jurist
ist gefordert. Planung zum Klimaschutz bedarf der Umsetzung eines genau
bezeichneten Sachverhalts und der Festlegung der Ziele und des Umfangs von
Rechten und Pflichten. Dies geschieht durch anwendbare und durchsetzbare
Gesetze und Regeln. Gesetze und internationale Verträge sind damit die ultima
ratio für die Konflikt- bzw. Problembewältigung. So war es nur konsequent, daß
die Wissenschaft auf der 2. Weltklimakonferenz im November 1990 in Genf
forderte, daß die Staaten umgehend mit den Verhandlungen über eine
Klimakonvention beginnen sollten, damit ein entsprechendes Übereinkommen 1992
gezeichnet werden könnte. Die gesetzliche Gestaltung ist somit ein wichtiges
Element der Problembearbeitung, und es bedarf keiner Erläuterung, warum hier
dazu eine Beurteilung aus der Sicht eines Juristen angeboten wird.
2. Der erste Schritt - Die tatbestandlichen Vorgaben
Ebenso wie
ein Anwalt seinen Mandanten nur vertreten kann, wenn er über den Sachverhalt
gut - und tatsachengetreu - informiert wurde, so hängt in der Regel die
Qualität von Gesetzen in erheblichem Umfang davon ab, wie gut, umfassend und
präzise dem Gesetzgeber der zu regelnde Sachverhalt bekannt gemacht worden ist.
Soweit die im Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) repräsentierte
Wissenschaft der Politik vorgegeben hat, daß Treibhausgase, globale Erwärmung
und Klimaveränderungen in einem kausalen Zusammenhang stehen, könnte mit dem
Klimaübereinkommen von Rio im Ansatz ein korrespondierendes Instrument
geschaffen worden sein.
Voraussetzung
ist jedoch, daß zunächst die Sachverhaltvorgabe das Problem angemessen
umschreibt. Und hierzu sind erhebliche Bedenken anzumelden. Nachdem vor einigen
Jahren saurer Regen und Ozonloch als gravierende Umweltprobleme erkannt wurden,
soll nun auch das Wetter in Gefahr sein. Weil das Wetter seit jeher jedermanns
Sache ist, war die Öffentlichkeit nachhaltig aufgeschreckt und die Politik
unter Druck. Innerhalb eines Jahres nach James Hansens berühmtem Auftritt vor
dem US-Kongreßausschuß formulierten die Regierungschefs der sieben
Industriestaaten in Paris 1989 folgendes: "Die wachsende Komplexität der
Zusammenhänge, um einen Schutz der Atmosphäre zu erreichen, verlangt neue Wege
für Lösungen".[21]
Somit war
auch die hohe Politik schnell davon überzeugt, daß das Klima eine
atmosphärische Angelegenheit sei. Um wirksamen Klimaschutz zu planen, ist diese
Sachverhaltsvorgabe aber wohl zu unbestimmt. Aus der 'Sicht eines Nautikers' -
Seefahrer sind bekanntermaßen mehr dem Meer verbunden als der sich über den
Ozeanen befindlichen Luft - soll zunächst diskutiert werden, ob die der
Rio-Konferenz vorgegebenen Sachverhaltsvoraussetzungen konkret genug waren, um
sich der Klimaproblematik nachhaltig anzunehmen. Auch wenn es jetzt über 20
Jahre her ist, daß der Referent als Kapitän die Meere befuhr, so trifft
vielleicht die folgehde Bemerkung von Neumayer aus dem Jahre 1884 gleichwohl
auch auf ihn zu: "Diese Notizen mußten um so wertvoller erscheinen, als
dieselben von Seeleuten herrührten, die durch jahrelanges Beobachten auf See
daran gewöhnt sind, Naturerscheinungen aufzufassen und in schlichter Weise zu
schildern, während sie, zeitweilig vom Verkehr abgeschlossen wie sie sind, in
ihren Wahrnehmungen und Schilderungen nicht beeinflußt werden konnten".[22]
Dies trifft
hier vielleicht insoweit zu, als die Grundlage für das Klimaverständnis aus der
"Sicht des Nautikers" schon vor über 20 Jahren, als er junger
Steuermann war, in Grundzügen feststand. Obwohl auch er sich damals nicht der
Euphorie des anbrechenden Zeitalters der Raumfahrt völlig verschließen konnte,
hielt er es für notwendiger, den technischen Fortschritt zunächst für die
Erforschung der Meere einzusetzen. Denn langfristige und zuverlässige
Wettervorhersagen würde man nur durch gründliche Meeresforschung erreichen
können, Da dies bislang unterblieben ist, konnte die Londoner 'The Times' erst
vor wenigen Monaten in einem Leitartikel ironisch bemerken[23], „daß die völlige
Nichtvorherbestimmbarkeit das bezeichnende Charakteristikum des Wetters sei.
Möglicherweise sei es genau das, was unsere unverständlichen Wetteransager
deutlich machen wollen“.
Die
nachfolgende Darstellung wird sich daher zunächst mit der Ermittlung des
Sachverhaltes befassen, der für einen Klimaschutz erforderlich erscheint, und
sich danach mit der rechtlichen Komponente auseinandersetzen
.
V. Anmerkung
Vorab noch
eine grundsätzliche Feststellung, um Mißverständissen vorzubeugen. DieUmweltschädlichkeit
von Gasemissionen in die Atmosphäre soll nicht in Frage gestellt werden. Auch
das Bestreben, durch CO2-Reduzierungen Energieeinsparungen zu erreichen, steht
hier nicht zur Debatte. Hier soll es ausschließlich um die Frage gehen, ob die
bisherigen Anstrengungen zum Klimaschutz die Grundlage für eine überzeugende
Planung sind oder welcher Handlungsbedarf angezeigt erscheint
B. Die Planungsvorgaben - Der Sachverhalt
I. Statistik zu den steigenden Temperaturen
Bei
'abgeschalteter' Sonne, läge die Temperatur der Atmosphäre nur 28°C über dem
absoluten Nullpunkt, d.h. bei -245°C. Mit Sonne, aber ohne Wasser würde die
Durchchnittstemperatur auf der Erde bei -11°C liegen, ermittelt aus einer
Tagestemperatur von ca. + 135°C und einer Nachttemperatur von ca. -155°C[26].
Operiert man
weiter mit Durchschnittszahlen, wird auch unter Einbeziehung der globalen
Wassermassen der Eindruck erweckt, als ändere sich nicht viel. Die Ozeane haben
eine Durchschnittstemperatur von +5°C und die Atmosphäre bringt es auf -17°C.
Ermittelt man daraus den Durchschnitt, dann ist man bei -6°C, bei einem Wert,
der nicht sehr weit von den -11° C eines wasserlosen Planeten liegt. Würde man
aus diesem Sachverhalt Schlüsse ziehen wollen, läge es nahe zu argumentieren,
daß Wasser wenig zum Wärmehaushalt der Erde beiträgt. Aber mit diesem Ansatz
hätte man sich von der Statistik 'einwickeln' lassen. Denn mit einem anderen
Ansatz sieht die Welt ganz anders aus.
Ausgangspunkt
ist, daß die Meere groß und tief sind. Würde man alle Kontinente bis zu einer
Tiefe von 3000 Metern abtragen und in der Tiefsee ablagern und damit eine Erdoberfläche
schaffen, die rund um den Globus den gleichen Abstand zum Erdmittelpunkt hätte,
dann wäre der Erdball von einem Meer mit einer Wassertiefe von fast 3000 Metern
umspült. Das Meer ist ein Faktor, den man auch dann nicht übergehen darf, wenn
es 1/3 der Erdoberfläche den Landmassen hat überlassen müssen.
Denn eines
der herausragenden Elemente für das Klimageschehen ist die Wärmekapazität von
Wasser. Während der Seefahrer kaum Unterschiede zwischen Tag- und
Nachttemperaturen feststellen wird, muß der Beduine in der Wüste regelmäßig mit
einem Temperatursturz von 20°C und mehr jede Nacht rechnen. Weder der Erdboden
noch trockene Luft sind in der Lage, die Temperaturen ohne Energienachschub
durch die Sonne auch nur kurzfristig stabil zu halten. Das wohl bekannteste
Ereignis, das dies demonstriert, sind die Landwinde, die nur wenige Stunden
nach Sonnenuntergang einsetzen[27]. Für den täglichen Gebrauch stellt sich
das nur als ein Wechselspiel dar, denn kaum ist die Sonne ein paar Stunden am
Himmel, dann setzt der Seewind ein, d.h. die kältere Luft über dem Meer wird zu
den Landmassen gesaugt. Zur Erklärung der Funktion des Natursystems sind die
Beispiele jedoch hilfreiche Ansatzpunkte zum Verständnis. Denn es läßt sich
daraus die Schlußfolgerung ableiten, daß die Meere klimatisch die Landmassen
dominieren, hier bezogen auf eine sehr kurze Zeitperiode.
Teilt man
die Atmosphäre in ihre zwei Wärme- bzw. Energieträger Wasser und Treibhausgase
(CO2, Methan usw.) auf, so entfallen auf die Luftfeuchtigkeit gerade soviel wie
eine zwei Meter, bzw. die Treibhausgase gerade soviel wie eine ein Meter tiefe
Meerwasserschicht an Wärmekapazität hält. Was das in der Praxis bedeutet, wurde
wie folgt beschrieben: Um die Temperatur der Atmosphäre um 1 °C Grad ansteigen
zu lassen, müßte man die Temperatur der oberen Meerwasserschichten von drei
Metern Tiefe um den entsprechenden Grad absenken[28].
Eindrucksvoll
wurden die elementaren Dimensionsverhältnisse zwischen den oberen 240
Tiefenmetern der Ozeane, der Atmosphäre und dem Land von A.S. Monin
herausgearbeitet. Nach Feststellung der Massenverhältnisse von 16.4 zu 1 zu
0.45, gibt er die Wärmekapazitätsverhältnisse für die Ozeane mit 68.5, für die
Atmosphäre mit 1 und für das Land mit 0.45 an[29]. Da die Wärmekapazität der Atmosphäre zu
2/3 der Luftfeuchtigkeit zuzurechnen ist, ergibt sich zwischen dem C02, Methan
etc. und der oberen 240 Meter Wasserschicht ein Verhältnis von 1:215. Umgesetzt
auf eine Durchschnittstiefe der Meere von über 3600 Metern, dürfte das
Verhältnis bei weit über 1 :2000 liegen[30]
Aktuell geht
es aber nicht generell um die Wärmekapazität der Atmosphäre, sondern die
Bedeutung der erhöhten Treibhausgaswerte. Im Jahr 1990 war die Konzentration
des C02 um ca. 25% höher als vor rund 200 Jahren (Anstieg von 280 ppmv auf 353
ppmv)[31]. Wenn es daher um eine statistische
Gewichtung des Wärmepotentials geht, könnte man daran denken, die Wirkung von
einer Meerwasserschicht von gerade 0,25 Meter Tiefe zum Vergleich
heranzuziehen. Aber damit würde man selbst diese dünne Schicht unterbewerten.
Schließlich ist jeden Tag die Sonne ins Geschehen eingespannt und ca. 80% der
einkommenden Sonnenenergie wird über die Meere in die Atmosphäre eingespeist[32].
Da ein
erheblicher Teil der vom Meer aufgenommenen Wärme auch sofort wieder abgegeben
wird, können bereits wenige Zentimeter der Meeresoberschicht eine nachhaltigere
Wirkung auf die durchschnittlichen Luftemperaturen haben als andere Faktoren.
Aber ob das so ist, wird die Welt der Statistik kaum beantworten können,
gleichviel wie lange man mit weiteren Vergleichen aufwartet. Immerhin deuten
solche Vergleiche darauf hin, daß der unter 'global warming' bekannte
Temperaturanstieg nicht unbedingt vorrangig eine atmosphärische Angelegenheit
ist.
II. Das ferne Meer
1. Fakten oder Gefühl
Wenn man in
'The Encyclopedia of Climatology' den Satz lesen kann: Die Ozeane sind stärker
in einem dynamischen Gleichgewicht als die Atmosphäre[33], oder bei Graßl/Klingholz ausgeführt
wird: Die Ozeane sind allerdings sehr, sehr träge[34], so stellt sich die Frage, wie es zu
diesen Feststellungen gekommen ist. Beruhen sie auf 'Gefühl' oder auf
naheliegenden Schlußfolgerungen aufgrund beobachteter Sachverhalte. Die
physikalischen Dimensionen von Abläufen in der Natur sehen auf jeden Fall
anders aus. Denn wenn in einem Kubikmeter Wasser mehr Energie ist als in einer
Luftsäule von mehreren Kilometern, dann ist selbst ein Orkan mit 100km/h nicht
viel dynamischer als eine Meereströmung mit nur wenigen km/h. Würden die Meere
nicht Sekunde auf Sekunde, Stunde auf Stunde (Landwind) usw. ihren Beitrag zur
Wärmestabilität der Atmosphäre liefern, sähe die Welt anders aus. Die zitierten
Ausagen sind relativ und deuten an, daß die Ozeane keinen so rechten Platz im
Beobachtungsfeld der Wissenschaft gehabt haben. Die Vorstellungswelt, die durch
tägliches Erleben atmosphärischer Aktivitäten geprägt ist, scheint
'dimensionsgerechte' Vergleiche mit den Meeren zu behindern.[35] Schon der bereits zitierte Direktor der
Deutschen Seewarte Neumayer sprach nur vom Interesse an der Wirkung der
vulkanischen Ausbrüchen im Jahr 1883 auf die die Erde umgebende Lufthülle[36]. Die Ozeane wurden damals und bis in die
jüngere Vergangenheit bei dem Bemühen um das Verstehen der atmosphärischen
Erscheinungen wenig beachtet. Noch im Jahr 1988 beriefen sich James Hansen
(s.o.) und die Vertreter der Treibhaustheorie zur Begründung ihrer Thesen auf
die Analyse von Statistiken. Die Statistik, unterstützt von Computermodellen,
feierte nie dagewesene Triumphe.
Mit einer
auf die Atmosphäre ausgerichteten und von der Statistik beherrschten
Betrachtungsweise hat man möglicherweise eine Reihe von Chancen verstreichen
lassen, bei ungewöhlichen Ereignissen die Wirkungsmechanismen des globalen
Natursystems hinreichend konkret zu beschreiben. Dies soll nachfolgend an
wenigen Beispielen dargestellt werden, da sie erheblich zur klimatischen Sachverhaltsfindung
beitragen können. Es liegt in der Natur der Sache, daß es sich dabei nur um
Thesen handeln kann. Ein Nachweis muß anderweitig erbracht werden. Gleichwohl
könnte es helfen, die Schwerpunkte zu lokalisieren, ohne die Klimaforschung und
Klimaschutz wenig erfolgversprechend sind.
2. Der Krakatau - ein klimatisches
Jahrhunderterefgnis?
a) Der Stand
der Dinge
Die
Zirkulation in der Atmosphäre war ein Jahr nach drei Vulkanausbrüchen 1883,
darunter der Krakatau im August 1883, übernormal und sank dann zum kräftig
entwickelten Minimum im Jahr 1888, schrieb Artur Wagner in seiner Abhandlung
über Klimaänderungen im Jahr 1940[37].Allensfalls durch feinen Staub in hohen
Schichten könne es zu einer Abschwächung der Einstrahlung kommen. Auch andere
Autoren erörtern den Krakatau nur unter Gesichtspunkten wie Sonnenabschirmung
und als Ursache für Eiszeiten[38]. Bis heute beschränkt sich die
Feststellung zur Wirkung großer Vulkanausbrüche auf kaum
mehr, als
daß es kurzfristig kälter werden kann[39]. Von der Neumayer'schen Euphorie im
Januar 1884 bleibt nicht viel übrig und - wie es scheint - hat dies kaum
Erkenntisse für die Wissenschaft erbracht. Hat der Krakatau wirklich so wenig
Spuren hinterlassen oder hat man sie nur nicht erkannt?
b) Die
Beobachtungen nach Krakatau und der Stabilisator
Schon kurze
Zeit nach dem Hauptausbruch des Krakatau am 27. August 1883 wurden
ungewöhnliche Beobachtungen gemeldet, die von Neumayer zusammengestellt wurden[40].
Hier einige
Beispiele aus Schiffsberichten aus aller Welt im Jahr 1883:
03. Sept.:
In den letzten Tagen ist über den Cumulus- resp. Stratus-Wolken noch eine
ziemlich gleichmäßige graue Wolkenmasse, welche gewöhnlich den ganzen Himmel bedeckt;
03. Sept.:
Um Mittag diesige graue Luft. Diesige, graue naßfallende Luft gegen Abend;
05. Sept.:
Die Luft sieht gelb und wässerig aus;
07. Sept.:
Die Atmosphäre schien mit sehr kleinen, gleichmäßig verteilten Dunstwolken
gefüllt
13. Sept.:
Es ist immer noch der gelbliche 'Dies' in der oberen Atmosphäre;
11. Okt.:
Feurige Luft, wolkenloser Himmel;
05. Nov.:
Fahl aussehende Luft;
10. Dez.:
Die Luft war sehr rein und sah aus wie im südlichen Indischen Ozean in der
Orkanzeit;
13. Dez.:
Bleifarbener Himmel.
Die
Beobachtungen wurden fortgesetzt, gesammelt, ausgewertet und ausführlich
diskutiert.
Fünf Jahre
nach dem Ausbruch des Krakatau fanden mit dem Bericht "Report of the
Krakatoa-Committee of the Royal Society", die wissenschaftlichen
Aufarbeitungen der Ereignisse des Jahres 1883 ihren vorläufigen Abschluß. Sie
wurden von J.M. Pernter in der Meteorologischen Zeitschrift von 1889
zusammenfassend dargestellt. Die nachfolgenden Angaben beruhen im wesentlichen
darauf[41].
Das
erstaunlichste an dem Bericht ist, daß er keine Erörterung einer mögliche
Relevanz der Meere enthält. Auch die Frage nach einer Veränderung der
durchschnittlichen Lufttemperaturen hat sich anscheinend nicht aufgedrängt.
Zwar stellte man damals alsbald fest, daß die Sonneneinstrahlung über mehrere
Jahre nachhaltig verringert war, gleichwohl wurde der Lufttemperaturentwicklung
wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Abschirmung muß stark geschwankt und in
sehr unterschiedlicher Stärke aufgetreten sein. Insgesamt wird von einem
Abschirmeffekt im Durchschnitt von ca. 10% über vier Jahre ausgegangen, wobei
auf der Nordhalbkugel (Paris) im Herbst 1885 die Reduzierung der
Sonneneinstrahlung mit 25% ihren höchsten Wert erreichte[42].
Bei einer so
starken Verminderung der Sonneneinstrahlung spricht zunächst alles dafür, daß
sich dies nachhaltig auf die atmosphärische Dynamik auswirken müsse. Aber die
Durchschnittstemperaturen sollen nur sehr geringfügig gefallen[43] und die atmosphärische Zirkulation noch
im Jahr 1884 übernormal gewesen und erst im Jahr 1888 zu einem kräftig
entwickelten Minimum gesunken sein[44]. Mag auch die Welt der Statistik durch
den Krakatau nicht aus dem Gleichgewicht gebracht worden sein, in der Welt der
Natur spielte sich wohl doch etwas anderes ab. Ohne die stabilisierende Wirkung
der Meere wäre die Wirkung des Krakatau katastrophal gewesen. Wer im warmen
Badewasser sitzt, den stört es nicht, wenn die Heizung abgeschaltet wird -
zunächst jedenfalls nicht. Was kann schon in den höheren Breiten der Erde
passieren. wenn der Warmwassernachschub aus den Tropen bereits unterwegs ist.
Erst nach einiger Zeit und anhaltender Sonnenabschirmung wird sich ein
Abkühlungseffekt bemerkbar machen können. Mit erheblicher Deutlichkeit hat sich
der maritime Einfluß dadurch bemerkbar gemacht, daß in küstennahen Gebiete in
1884 überdurchschnittliche Temperaturen festgestellt. während für kontinentale
Landmassen, wie Rußland, Sibirien, Indien, China, Canada und die USA (soweit
ohne atlantischen Einfluß) in den Jahren bis 1888 sehr kalte Winter registriert
wurden[45].
Dies könnte
man als Zufall abtun, wenn nicht die Zeit bis 1886 von einem anderen Phänomen
begleitet gewesen wäre, einem "Dunstnebel", jener eigentümlich
rauchigen Trübung der Atmosphäre, welche sowohl in den Tropen als auch
außerhalb derselben beobachtet wurde. Wenn Pernter ferner feststellt (S. 410):
"Als ständiger Begleiter der außergewöhnlichen optischen Erscheinungen in
der Atmosphäre während der ganzen Dauer der atmosphärisch-optischen Störung
erscheint der Dunstnebel", dann hat - untechnisch gesprochen - die Natur
einen 'Deckel drauf gestülpt' und dadurch die Meere vor einer zu raschen
Abkühlung bewahrt. Der Deckel bestand aus vom Krakatau gelieferten Zutaten und
vom Meer geliefertem Wasserdampf. Bedingt durch die 'Verunreinigung' der
Atmosphäre durch den Vulkanausbruch, präsentierte sich und agierte die
Lufthülle anders, als man es gewohnt war. Wie Nebel über einer Wasserfläche
einen Wärmetransport stark einschränkt, kann der Dunstnebel auch nicht ohne
nachhaltige Wirkung geblieben sein. Der damalige Disput darüber, ob der
Krakatau den Wasserdampf mitgeliefert habe (Pernter, S. 414), hätte wohl nicht
stattgefunden, wenn man von der Prämisse ausgegangen wäre,
daß die
obere Meerwasserschicht (statistisch) um ca. 30°C wärmer ist als die
Atmosphäre. Daß erst im Jahr 1888 die Luftzirkulation ein Minimum erreichte,
ist nicht verwunderlich. Ab Mitte der 1880er Jahre mußte sich eine 'Schwächung'
der Meere in den höheren Breiten bemerkbar machen. Je weniger Wärme das Meer in
die Atmosphäre einspeist, desto schwächer wird auch die Dynamik in der
Lufthülle. Deutlich wird dies auch durch die Feststellung, daß drei Jahre nach
Krakatau die Temperaturen über Land stärker anstiegen als die über den Meeren[46].
c) Die
verpaßte Chance
Wenn Klima
durch das durchschnittliche Wetter erklärt und den Ozeanen nur ein statischer
Platz im Naturgeschehen zugestanden wird, wie bis vor kurzem geschehen, dann
könnte man wohl tatsächlich zur Tagesordung übergehen und Krakatau als nettes
Naturereignis, das für schön-dramatische Sonnenuntergänge sorgte, zu den Akten
legen. Aber bei einer temporären Abkühlung der Meere wird ja nicht so mal eben
der oberen Meeresschicht gleichmäßig etwas Wärme entzogen. Da die Ozeane ein
chaotisches System sind[47], muß unterstellt werden, daß sich die Tendenzen
des Gesamtsystems verändern, wenn ein Ereignis wie der Ausbruch des Krakatau
eintritt und über 3-4 Jahre seine Wirkung zeigt. Daß die Summe der
statistischen Werte (insbesondere die globale Durchschnittstemperatur)
letztendlich keine oder nur geringe Abweichungen zeigten, kann kein Beweis
dafür sein, daß das Ereignis keine klimatische Qualität hatte. Ein Ereignis,
das für mehr als drei Jahre die Sonne zu ca. 10%"abschirmt, kann nicht
ohne Einfluß auf die Meeresströmungen bleiben und muß klein oder große, kurz-
oder langfristige Konsequenzen haben. Ferner kann nicht grundsätzlich
ausgeschlossen werden, daß nach dreijähriger "Reinigung des Himmels"
von vulkanischer Asche; Bimsteinstaub und schwefeliger Säure, die ja zu über
2/3 im Meer landen, dieses darauf nicht in der einen oder anderen Weise
reagiert.
Auch nach
dem Ausbruch des Katmai 1912 erhöhten sich die Temperaturen in den niedrigen
und mittleren Breiten um bis zu 1°C und noch stärker in den höheren Breiten.
Dazu schreibt Wexler vom US Weather Bureau 1951: Die Erwärmung in den mittleren
und niedrigen Breiten kann von einer klareren Luft und verstärkter Übertragung
von Sonnenstrahlen herrühren, aber die Erwärmung im Winter in hohen Breiten
während der arktischen Nacht muß eine andere Erklärung finden[48]. Natürlich, man hätte einmal an die
Meere denken sollen.
3. Die Ereignisse aus der Tiefe
a) Das Ereignis
aus dem Nichts - Die Kälteperiode 1940- 1965
Feststeht,
daß ab 1920 eine markante Aufwärmperiode begann, die 1940 in eine Abkühlphase
umschlug, die dann bis ca. 1965 dauerte. Dazu gibt die
Bundestag-Enquete-Kommission (1990) nicht mehr als die folgende
Erklärungshilfe:
"Ungewöhnlich
starke Temperaturerhöhungen sind in der Nordhemisphäre in den zwanziger Jahren
und zuletzt in den achtziger Jahren zu beobachten, in denen die Temperatur im
Mittel um mehr als 0,1.C pro Dekade zugenommen hat. Diesem starken
Temperaturnstieg steht eine Abkühlung der bodennahen Luftmassen zwischen 1940
und 1965 von insgesamt etwa 0,4°C gegenüber. Diese starken und auf die
Nordhemisphäre beschränkten Temperaturschwankungen werden auf die Einwirkung
verschiedener Klimaparameter zurückgeführt, die über den Kontinenten und damit
in der Nordhemisphäre besonders ausgeprägt sind“. [49]
Der Leser
darf raten, was sich hinter den 'verschiedenen Klimaparametern' verbirgt.
Konkreter ist da J. Murray Mitchell, wenn er feststellt: Die Erwärmung des
globalen Klimas während der 20er und 30er Jahre kann zum Teil darauf
zurückgeführt werden, daß es während dieser Zeit zu keinen Vulkanausbrüchen
gekommen ist, während die Abkühlung, die in den 60er Jahren ihren Höhepunkt
erreichte, erklärt werden kann mit einer erneuten vulkanischen Tätigkeit,
einschließlich der großen Eruption des Agung in 1963[50]. Mit Mitchell's Ausführungen ist die
Verwirrung jedoch komplett. Zum einen war der Agung der erste große
Vulkanausbruch nach langer Zeit, der Agung liegt in Indonesien, und in 1963 war
die Kälteperiode fast zu Ende. Darüber hinaus war der Kälteeinbruch im Jahr
1940 abrupt.
b) Das
1940er Ereignis aus der Tiefe des Nordatlantik
Im Jahr 1940
sowie den darauffolgenden Jahren war der Nordatlantik und insbesondere die
norwegische Küste bis hinüber nach Island und hoch bis Spitzbergen von einer
Unzahl von Unterwasserexplosionen und ausgedehnten Seeschlachten betroffen.[51]Obwohl auch enorme Sprengkraft im Pazifik
unter die Meeresoberfläche gebracht wurde, ist gerade das Seegebiet südlich von
Spitz bergen, wo das Wasser des Golfstroms über schwieriges Meeresbodenterrain
in die Tiefsee abfließt, ein besonders sensibles Gebiet für Störungen.[52]
Gerade wegen
der Bedeutung des Golfstroms für den Wärmehaushalt der nördlichen Hemisphäre
und besonders für Europa, verwundert es, daß man dem Einfluß der
Seekriegführung auf den Temperatursturz ab 1940 bisher nicht nachgegangen ist.
Die Aus- gangsüberlegung dafür ist die Tatsache, daß nur eine sehr dünne
Oberschicht der Meere hohe Temperaturen aufweist, während 75% des Meere kälter
als + 4°C sind.
Im allgemeinen
fallen die Wassertemperaturen mit der Tiefe. Wenn nun wärmeres
Oberflächenwasser mit tieferen Wasserschichten ausgetauscht wird, so muß der
"Badewassereffekt" des Meerwassers abnehmen und damit auch die
Temperatur der sich darüber befindliche Luft. Andererseits muß aber eines Tages
die 'in die Tiefe gedrückte Wärme' wieder auftauchen und dann die
durchschnittliche gemessene Lufttemperatur überproportional anheben. Insoweit
ließe sich der stärkere Temperaturanstieg seit Anfang der 1970er Jahre
erklären. Denn alles, was die Meere an Wärme unter der Meeresoberfläche halten,
bleibt so lange gespeichert, bis sie es an die Atmosphäre abgeben. Darüber
hinaus müssen umfangreiche Unterwasserexplosionen sich auf die vorhandenen
Strömungsverhältnisse auswirken. Im nördlichen Atlantik, hoch bis zur
Barentsee, kann sich jede Störung besonders eindrucksvoll bemerkbar machen.
c) Die Wärme
periode ab 1920. Auswirkung des 1. Weltkrieges?
Im Jahr 1920
setzte ziemlich plötzlich eine Erwärmung ein. Festgestellt wurde, daß sich in
den Randbereichen des nördlichen Atlantik (und nur im Atlantik) ab 1920 die
Wassertemperaturen plötzlich stark erhöht hatten. Dieser Zustand hielt in den
Gewässern vor Grönland bis ca. 1930 und bei Island und nördlich von England bis
Anfang 1940 an[53]. Optisch war der Umschwung deutlich an
einem außerordentlich starken Zurückgehen der Eisgrenze in der Barentsee ab
Beginn 1920 festzustellen, berichtet Wagner[54]. Er weist ferner darauf hin, daß in den
Jahren von 1912 bis 1918 in der Barentsee eine mittlere Abweichung von der
durchschnittlichen Wasseroberflächentemperatur von -0,7°C, im Jahr 1920 jedoch
eine Abweichung von fast + 1 °C festgestellt wurde, was eine Temperaturzunahme
von + 1 ,7°C in einem sehr kurzem Zeitraum bedeutet. Interessant ist auch das
bei Wagner zu findende folgende Zitat:
"Schließlich
erwähnt Scholasky, daß die Erwärmung des Polargebietes im Jahr 1921 begonnen
habe, und schreibt: Der Zweig des Nordatlantischen Stromes, der in den
Arktischen Ozean am Rande des Kontinentalschelfs bei Spitzbergen eintritt, hat
an Mächtigkeit so wesentlich zugenommen, daß die Deckschicht kalten Wassers,
die zu Nansens Zeit 200 m dick war, jetzt auf weniger als 100 m reduziert
worden ist."[55]
Um in einer
Oberflächenschicht von zig-Dutzend Metern nachhaltig "Unordnung" zu
schaffen, bedurfte es nicht erst der Feuerkraft des 2. Weltkrieges. Auch der
Seekrieg im nördlichen Atlantik von 1914 bis 1918 bestand nicht aus
Scharmützeln. Da feststeht, daß es während dieser Zeit einen Abwärtsknick bei
den durchschnittlichen Lufttemperaturen gegeben hat, kann dies durch den
bereits beschriebenen Wasseraustausch hervorgerufen worden sein. Zusätzlich können
die Wasserexplosionen auf die Strömungsverhältnisse in einer Weise eingewirkt
haben, die zu einer langfristigen Erwärmung des nördlichen Nord- Atlantiks und
der Barentsee führten.
d) Die unentdeckte
Chance
Weder 1940
noch 1918/20gab es ein atmosphärisches Ereignis, das Temperaturschwan-
kungen für
die Perioden von 1920-1940und 1940-1965erklären könnte. Große Vulkan- ausbrüche
haben nicht stattgefunden. Für die Kälteperiode scheidet das CO2 als
Verursacher aus. Aber auch für die Wärmeperiode kann wegen der Plötzlichkeit
des Umschwungs der Treibhauseffekt nicht unmittelbar in Betracht kommen. Auch
für eine nennenswerte mittelbare Beteiligung bleibt wenig Raum. So wurde in der
Barentsee festgestellt, daß sich die Warmwassermassen aus der Tiefe zur
Oberfläche hin ausdehnten, d.h. die 0°-Isotherme verlagerte sich von unten nach
oben.[56]
Als Resümee
soll hier festgehalten werden, daß es starke Hinweise dafür gibt, daß die
Klimaveränderungen von 1920 und 1940 nur dann bewerten werden können, wenn die
beiden Seekriege dieses Jahrhunderts auf ihre Klimarelevanz umfassend
untersucht worden sind.
4. Andere Ereignisse - Steter Tropfen höhlt den Stein
a) Poisoners
of the Sea (Die Verschmutzer der Meere)
Unter diesem
Titel veröffentlichte K.A.Gourlay (London 1988) eine Bestandsaufnahme zur
Belastung der Meere[57]. Aber weder er noch sonst die
Wissenschaft hat bisher erörtert, welchen Einfluß die enorme
Meeresverschmutzung auf den Wärmehaushalt und insbesondere die
Strömungsverhältnisse gehabt hat oder haben wird. Wenn ernsthaft in Erwägung
gezogen wird - was ganz sicher notwendig ist -, daß durch Emissionen in die
Atmosphäre eine Verschiebung des Naturgleichgewichts eintreten kann, dann wird
man den industriellen Einfluß auf die in den Meeren geballte Dynamik ganz
sicherlich nicht unbeachtet lassen können. Der Absinkprozeß des Wassers des
Golfstroms im nordöstlichen Atlantik könnte langfristig auch durch das Wasser
aus der Nordsee oder sonstige Meeresverschmutzung beeinflußt werden, gleichviel
ob mit oder ohne weitere Prise Salz, wie kürzlich zum Thema gemacht (siehe Fn
51).
b) Täglich achtmal zum Mond - Erwärmung im Kielwasser?
Oben ist ausgeführt
worden. daß jeder Austausch von Wasser zwischen oberen und tieferen Schichten
sehr schnell Folgen haben kann. Registriert sind über 30.000 Seehandelsschiffe.
Wenn davon die Hälfte jeden Tag ca. 275 Seemeilen (ca.500 km) zurücklegt, so
wird auf einer Strecke, die achtmal der Entfernung zum Mond oder 1500-mal der
Entfernung vom Englischen Kanal zur Ostküste Nordamerikas entspricht, das
Meerwasser in einer Breite von ca. 30 Metern und einer Tiefe von ca. 15 Metern
(alles Grobschätzungen) "umgeschichtet". Auf ein Jahr hochgerechnet
würde damit der Atlantik von Island bis zu den Rossbreiten in einer Tiefe, die
ungefähr soviel Wärmekapazität hält wie die gesamte Atmosphäre, einmal
"umgepflügt". In der Regel wird dabei wärmeres Wasser durch kälteres
Tiefenwasser ausgetauscht.
Was wirklich
passiert und wie es sich auswirkt, kann man heute wohl nicht sagen. Es liegen
so gut wie keine Meßreihen vor, die aussagefähige Feststellungen liefern über
die Isothermenstruktur und deren Entwicklung über einen längeren Zeitraum für
die Meeresoberschicht bis zu wenigsten 50 Metern Tiefe. Eine
Vor-Ort-Reihenuntersuchung (anscheinend eine der ersten) von Gaspar (u.a.)[58] ergab - generell ist das aber auch nicht
unbekannt -, daß der Temperaturunterschied zwischen der Oberfläche und 15
Metern Wassertiefe bei mehr als 3°C liegen kann. Bei einer Durchmischung sinkt
mithin die Oberflächentemperatur um 1,5°. Langfristig kann sich eine Aufheizung
der Meeresoberfläche und damit ein Anstieg der Lufttemperaturen ergeben.
Es wäre
schön, wenn nachgewiesen wäre, daß in den Kielwassern der Welthandelsflotte
kein Klimaeffekt liegt. Ausschließen kann man es aber nicht, und dieser Effekt
bedarf daher nicht weniger Aufmerksamkeit als die Treibhaustheorie.
III.CO2 - Zugespitzt oder überspitzt?
Erbittert
und verwirrend, die Debatte zum Treibhaus verliert mehr Hitze, als daß sie zum
Verständnis beiträgt, war der Kommentar von Newsweek zum Auftakt der Rio-Konferenz
im Juni 1992[59], aber obwohl die wissenschaftlichen
Vorgaben dürftig seien, gäbe es Grund, gleichwohl zu handeln. Bisher sind
solche Kritiken rar. Die herrschende Meinung ist überzeugt, daß der in Rio
eingeschlagene Weg in die richtige Richtung weist[60].
Dieses
Papier kann die Fülle von Diskussionsbeiträgen zum Thema Treibhausgase unmöglich
aufgreifen. Es will auch nicht den Verdacht aufkommen lassen, daß die
Treibhausgase keinen Beitrag zur Erwärmung leisten, wie auch der
"Schmetterlingeffekt" für Ereignisse im Natursystem hier nicht in
Frage gestellt wird[61].
In Frage zu
stellen sind jedoch die diesen Aussagen zugrunde gelegten dimensionellen
Maßstäbe. Diese Frage wurde bereits vom Grundsatz her oben bei dem Abschnitt
über Statistik angesprochen. Sicherlich sind Treibhausgasemissionen eine
konkretere Gefahr als der Flug von zig-Milllonen Schmetterlingen. Selbst daß
eine mit Treibhausgasen gefüllte, aber sonst trockene Lufthülle nach
Sonnenuntergang pro Stunde einen Temperatursturz von ca. 20° erlebt, muß nicht
bedeuten, daß an der Sache gar nichts dran sei[62].
Gleichwohl
gibt es - aus klimatischer Sicht - Gründe, die Zweifel rechtfertigen, dem CO2
(andere Treibhausgase eingeschlossen) einen prominenten Platz bei den
Bemühungen um den Klimaschutz einzuräumen, z.B. die folgenden:
1 . Die
atmosphärische Dynamik beruht vorrangig auf der unterschiedlichen Konzentration
von Wärme. Während Wasserdampf die Eigenschaft besitzt, in unterschiedlicher
Dichte in der Lufthülle in Erscheinung zu treten, ist das CO2 gleichmäßig in
der Atmosphäre verteilt. Insoweit ist es ein klimaneutraler Stoff und kann
allenfalls mittelbar und zwar in Zusammenhang mit Wasserdampf nennenswert
wirken. Dazu folgende Erläuterungen:
a) Bildlich
gesprochen kann man die Verteilung der Treibhausgase mit einem Gitternetz
vergleichen, dessen Maschen grundsätzlich die gleichen Abmessungen haben. Die
einzige Variable ist, daß sich das Maschennetz verengen (z.B. durch mehr CO2)
oder erweitern kann. Dieses Netz verändert sich im übrigen nur jahreszeitlich
bedingt und um nicht mehr als 1-2%.
b)
Demgegenüber tritt Wasserdampf in unterschiedlicher Konzentration in
Erscheinung. Eine gesättigte Wolke hat im Verhältnis ihres Volumens zum
gleichen Volumen des Gitternetzes zig-Mal mehr Energie gespeichert. Ein Hurrikan,
der seine Energie vom Meer erhält, gibt pro Tag ca. 300-400 Mrd. kw/Std. und
10-20 Mrd. Tonnen Wasser ab[63].
Während zwischen
dem Meer und der Atmosphäre ein reger Austausch von Wasser und Energie
stattfindet[64], rührt sich das Treibhausgitter nicht[65]. Es wäre schon interessant, einmal zu
hören, wieviel kw/Std. und wie viele Tonnen Wasser das Treibhausgasgitter in
einen sich aufbauenden und durch die Region ziehenden Hurrikan mit einbringt.
Da der Aufbau, die Stärke und der Erhalt eines Wirbelsturms vom Zustand des
Meeres abhängt, wie gerade auch beim Hurrikan, spricht einiges dagegen, daß das
Treibhausgasgitter einen nennenswerten Beitrag - außer vielleicht in
Computermodellen - liefern wird.
c) Insofern
ist z.B. auch schwer nachvollziehbar, wie von diesem Gitter nennenswerte
Wärmeenergie auf das Meer übertragen werden kann und dadurch der Anstieg des
Meeresspiegels herbeigeführt werden sollte. Jede praktische Erfahrung zeigt,
daß bei trockener Luft die Bodenwärme nicht aus der Luft kommt und wenn warme
Luft auf kaltes Wasser trifft, dann schützt sich das Meer alsbald mit einem
Schutzschild, manchmal erkennt man es als Nebel. Zugegeben, die Wechselwirkung
zwischen Meer und Luft läßt sich nur mit einiger Ausdauer plausibel darstellen.
Wie man aber mit einiger Überzeugung die Erwärmung des Meeres durch z.B einen
wolkenlosen Nachthimmel erklären kann, steht in den Sternen. Die Meere werden
jeder Argumentation entgegendampfen, wie das Badewasser der Badezimmerluft.
2. Schwerer
als Vorgenanntes wiegt der Ansatzpunkt, von dem aus die Treibhausdebatte
gestartet wurde. Auf eine einfache Formel gebracht, lautet er wie folgt: Weil
die Konzentration der Treibhausgase und die Lufttemperaturen steigen, kann es
keinen ernsthaften Zweifel mehr geben, daß diese Ereignisse in einem
Zusammenhang stehen. Um dies zu unterstreichen, wird auf den steigenden
Meeresspiegel, die Häufung warmer Sommer und steigende Intensität von
Wetterereignissen hingewiesen[66].
Aus der
Sicht des Nautikers hätte folgende Frage nahegelegen: Steigen die
Lufttemperaturen, weil sich das Meer aus anderen als dem CO2 zugeordneten
Gründen erwärmt, sich dadurch die Ozeane ausdehnen, der Meeresspiegel steigt,
warme Sommer zu registrieren sind, die atmosphärischen Aktivitäten intensiver
ablaufen, die Meeresströmungen sich ändern, der El Nino häufiger in Erscheinung
tritt, die Wüstenregionen sich ausdehnen usw. Leider gibt es darauf keine
Antwort. Wie vor hundert Jahren sind die Ozeane noch klimati- sches Neuland.
Obwohl ein
weitverbreitetes grundlegendes Bewußtsein über die besondere Rolle der Meere
vorhanden ist. sind sie aus schwer erklärlichen Gründen gleichwohl für viele
'so fern', als handele es sich um eine ‚Selbstverständlichkeit', deren tiefere
Bedeutung man nicht hinterfragen müsse[67]. Selbst die Meeresbiologin Rachel
Carson, die mit dem Buch 'Silent Spring' das bisher wohl berühmteste (und eines
der ersten) Umweltbücher geschrieben hat, gab den Meeren keinen prominenten
Platz[68]. Nur vereinzelt und sehr zaghaft wurde
'hier und da einmal' darauf hingewiesen, daß den Meeren mehr Aufmerksamkeit
zukommen müsse[69].
Erst in
jüngster Zeit werden eindeutige und warnende Aussagen erkennbar. So hat John
Spiesberger von Woods Hole Oceanographic Institution im April dieses Jahres auf
der Tagung 'Oceanology International 92' in Brighton erklärt: Wir werden die
globale Erwärmung nicht verstehen, bevor wir nicht ganz genau wissen, welche
Rolle dabei den Meeren beizumessen ist[70].
IV. Das Phänomen - Klima
1. Derstatistische Ansatz
An der
bisherigen Klimadebatte ist auffällig, daß den Meeren nur ein marginaler Platz
eingeräumt wurde, was zu der Frage nach dem 'warum' führt. Die Vorväter der
Treibhaustheorie, wie z.B. Svante Arrhenius und der Mathematiker Plass (Fn 3)
versuchten, mit ansteigenden C02-Konzentrationen vor allem eine Erklärung für
den Eintritt von Eiszeiten zu finden. Für die Funktion des globalen
Natursystems haben sie kein erkennbares Interesse gezeigt[71]. Selbst die 2. Klimakonferenz in
Genf 1990 und die Vorbereitungsverhandlungen für die Rio-Konferenz konnten sich
noch nicht von dieser abstrakten Betrachtungsweise lösen. Ohne Zögern und Zweifel
nutzten die Treibhausexperten die ihnen von der Meteorologie vorgegebene
Definition: Klima ist das durchschnittliche Wetter über einen längeren
Zeitraum.[72]
Entsprechend
dieser aus dem letzten Jahrhundert stammenden Vorgabe war für die Meteorologen
das Klima nur eine Nebenbeschäftigung, ging es doch um nicht mehr, als für
einen Zeitraum und eine Region die gesammelten Beobachtungen zusammenzuaddieren
und durch die Anzahl der berücksichtigten Jahre wieder zu teilen.[73]
Erst als
Mitte der 1970er Jahre erstmals die Gefährdung der Ozonschicht durch FCKW zur
Sprache kam, fing auch die Meteorologie an, sich mit den chemikalischen
Vorgängen in der Lufthülle zu befassen[74] und stieg in großem Umfang in das
Computerzeitalter und damit in eine neue Welt der Statistik ein. Die
Klimadefinition aus Urväters Zeiten paßte wie angegossen. Eine Loslösung von
einem auf Statistik begründeten Klimaverständnis erfolgte nicht, im Gegenteil.
Das 'dry-as-dust book keeping' (Fn 73) wurde in die faszinierende Welt von
Computermodellrechnungen übertragen. Erstaunen muß, mit welcher Gläubigkeit die
Wissenschaft auf die Aussage- und Beweiskraft dieses Hilfsmittels baut. Dabei
ist es doch nichts anderes als eine Fortschreibung von einmal zugrunde gelegten
statistischen Werten. Selbst wenn man einmal unterstellt, man hätte alle
relevanten Ausgangswerte der Meere eingegeben (was für unmöglich gehalten
wird), dann ist das Natursystem immer noch zu variabel, komplex und chaotisch,
als daß mit Computermodellen eine vorherbestimmbare Fortschreibung möglich
erscheint. Dies vertrat auch die US Environment Protection Agency (US EPA) in
einem Bericht an den Kongreß im Jahre 1989[75]. Schon im Hinblick auf die Atmosphäre
verneinte auch die als Chemikerin ausgebildete ehemalige englische
Premierministerin Lady Margaret Thatcher, daß man das Natursystem in einem
Laboratorium erforschen könne[76].
2. Was ist Klima - Der Platz des Klimas im Natursystem
Die
gegenwärtige Klimadiskussion wird deshalb geführt, weil ernsthaft zu befürchten
steht, daß es zu Änderungen kommen kann. Da dies die Verschiebung und
Veränderungen von Wetterlagen zur Folge hat, verbietet es sich eigentlich von
selbst, Klima als das Ergebnis durchschnittlicher Wetterlagen zu definieren.
Das Klima ist eine Ursache des Wetters und nicht dessen Ergebnis. Die
Vertauschung von Ursache und Wirkung hat in der bisherigen Klimadiskussion den
Weg für eine angemessene Behandlung der Klimaproblematik versperrt.
Auch soweit
Klima nur der Terminus für die Beschreibung eines Zustandes ist, setzt dies
voraus, ihn in einer Weise zu definieren, die einen Hinweis auf die Ursache angemessen
herausarbeitet. Dieser Bedingung genügte die bisherige Klimadefinition nicht.
Zum einen bezieht sie sich nur auf einen Teilaspekt des globalen Natursystems -
das Wetter - und zum anderen läßt es die Dimensionen der wirkenden und
bestimmenden Kräfte innerhalb dieses Systems außer Betracht.
Ein Ereignis
wie der Krakatau, die Abkühlung in 1940, aber auch die allgemein bekannten
statistischen Verhältnisangaben zum Wärmehaushalt der Erde deuten darauf hin,
daß man den hier diskutierten Vorgang wie folgt definieren kann: Klima ist
die Fortsetzung der Ozeane mit anderen Mitteln. Will man auf eine Anlehnung
an Clausewitz’ berühmten Ausspruch[77] verzichten und den Vorgang abstrakter
definieren, so ist m.E. eine zuverlässige Klimadefinition nur vorstellbar, die
sofort erkennen läßt, daß die Ozeane eine zentrale Rolle im Klimageschehen
spielen[78]. Klima ist nicht selbst eine Ursache,
sondern beruht auf dem Zustand und der Wirkung der Ozeane auf die Atmosphäre.
Dies wird
z.B. besonders deutlich, wo kalte T\efenwasser der Meere, wie in Chile und
Namibia, an Kontinentalrändern aufsteigen. Hier bewirken die Wasser der Meere,
daß Klima und Wetter eine identische Ausprägung haben. Als ein weiteres
Beispiel mag hier die klimatische Einordnung der Pole dienen. Generell gesehen
sind diese Eismassen "eingefrorenes" Klima. Ohne deren Relevanz für
den tagtäglichen atmosphärischen Einfluß in Frage zu stellen, ergibt sich deren
besondere klimatische Bedeutung erst durch eine Einspeisung von Schmelzwasser
(kaltem Frischwasser) in das ozeanische System.
3. Weitere Argumentationspunkte - weitere Fragezeichen
In der
Klimadiskussion spielten weitere Gesichtpunkte eine Rolle. Einige sollen hier
kurz angesprochen werden.
a)
Erkenntnisse für das Klima aus Vorzeiten
Es bestehen
Zweifel, daß selbst gute Forschungsergebnisse zum Klima in der Vergangenheit
(z.B. zu den Eiszeiten) für die gegenwärtige Problematik eine besondere Hilfe
darstellen. Kein Zustand der Meere wiederholt sich. Der historische Zustand der
Meere zu einer bestimmten Zeit oder Zeitperiode in einer Genauigkeit, die für
die gegenwärtige Situation irgendeine Hilfe wäre, läßt sich nicht
rekonstruieren. Selbst wenn dies möglich wäre, ist ein Nutzen zur Bewältigung
der gegenwärtigen Klimaproblematik schwerlich erkennbar.[79] Schließlich sind die Ursachen zu suchen
und zu unterbinden, durch die die Industriegesellschaft in den 'natürlichen'
Lauf der Dinge eingreift. Wie die Meere bisher über Jahrhunderte oder 1änger
reagiert haben, ist dafür ziemlich uninteressant.
b) Huhn oder
Ei- Atmosphärische Winde und Meeresströmungen
Die
bisherige Diskussion wird entscheidend von der Vorstellung bestimmt. daß
Klimaveränderungen sich auf das Meer auswirken werden. Dem Gedanken, daß die
Gefahr von den Ozeanen ausgeht und bestimmt wird ist bisher wenig Raum gewidmet
worden.[80] So findet man z.B. in der Literatur
häufig den Hinweis, daß die Strömungen in den oberen Schichten der Meere durch
Winde verursacht werden[81]. Als letztes Glied in einer Ursachenkette ist den Winden sicherlich
Bedeutung mit beizumessen. Viel entscheidender jedoch ist die vorgelagerte
Ursache, d.h. der Zustand der Meere oder einer Meeresregion. Auf der Grundlage
eines solchen Ansatzes dürfte es schwierig sein, eine Verschiebung der
Eintrittsfrequenz des EI Nino mit der Änderung der atmosphärischen
Windverhältnisse in Zusammenhang zu bringen[82]. Dies ist jedoch geschehen mit dem
Hinweis darauf. daß sich die Winde durch die Erwärmung der Atmosphäre verändert
hätten. Der ElNino ist ein Phänomen aus der Tiefe der See und die Atmosphäre
folgt diesen Vorgaben.
c) Der
Anstieg der Meeresspiegel - Ursache von oben oder von unter
Zur Unterstreichung der Dramatik von Klimaänderungen hat der Anstieg der
Meeresspiegel in der Diskussion eine herausragende Rolle gespielt. Darüber
hinaus wurde dies als Beweis dafür angeführt, daß das Treibhauszeitalter
begonnen habe. Daß die Meere sich ausdehnen, weil von ihnen selbst eine
Erwärmung ausgehen könnte, die nicht durch den Zustand der Atmosphäre initiiert
wird, war bisher kein Thema. Die Literatur dazu befaßt sich entweder mit der
Zusammenstellung von Daten über Pegelstandmessungen oder mit der Ermittlung des
Ausdehnungskoeffizienten der Wassermassen unter Annahme verschiedener
Erwärmungsgrade. Soweit erkennbar, sind nicht viele Gedanken darauf verwandt
worden, wie man sich eine Erwärmung von Meerwasserschichten über die Atmosphäre
(bis zu einer Wassertiefe von 20, 100 oder 500 Metern?) eigentlich vorstellen
solle. Dies wird einfach vorausgesetzt.[83]
d)
Temperaturmessungen - Land und Meer
Obwohl es interessante Unterschiede gibt zwischen Temperaturmeßreihen auf dem
Land und solchen auf See (wobei die maritimen Daten ohnehin häufig rar sind),
ist ein Trend zu beobachten, durch den diese Differenzen wegdiskutiert wurden.[84]
e) Eintritt
in ein heißes oder kaltes Zeitalter
In der vorrangigen Beschäftigung mit dem Treibhauseffekt als einem
atmosphärischen
Problem
kommt der Aspekt zu kurz, daß selbst bei Begründetheit der 'global warming'-
These sich dies keineswegs entsprechend auswirken muß. Schon bei geringer
Verschiebung der Meeresströmungen[85] kann sich dagegen sehr schnell der
Umstand bemerkbar machen, daß die Meere nur eine Durchschnittstemperatur von
5°C haben.
f)
Zusammenfassung
Mit der Zusammenstellung der vorstehenden Beispiele sollte angedeutet werden,
daß viele Überlegungen und Arbeiten nicht erkennen lassen, daß die Selbständigkeit
und die Bedeutung der Meere hinreichend Berücksichtigung finden. Als eine der
Ursachen dafür wird hier vermutet, daß die Wissenschaft bis in die zweite
Hälfte dieses Jahrhunderts Klima nur als eine Statistik geführt und im übrigen
damit beschäftigt war, zunächst mit "Gefühl" und später mit der
Speicherkapazität von Computern die Wettervorhersage zu verbessern. Selbst nach
drei Dekaden der Nutzung dieses Hilfsmittels sind die Erfolge mäßig, wenn nicht
schlecht. Das kann aber nicht verwundern, wenn man berücksichtigt, daß das
Wetter vom Klima und das Klima seinerseits von den Meeren abhängt. Ohne
umfassendes Meeresverständnis und fortlaufende aktuelle und detaillierte
Zustandsbeschreibungen der Meere wird es auch in Zukunft um Wettervorhersagen
und Klimaprognosen nicht gut bestellt sein.[86]
Darüber
hinaus sind in den Meeren über die Zeitskala von Sekunden bis zu 1000 Jahren
die grundlegenden Faktoren für die Entwicklung des globalen Klimas
vorgezeichnet. Wegen seiner Größe könnten die Meere vom Menschen wie ein Vergrößerungsglas
für langfristige Tendenzen genutzt werden. Weiter ist es möglicherweise das
einzige Medium, um noch heute völlig unbekannten Ursachen auf die Spur zu
kommen. Der Aufbau und die Auswertung des entsprechenden Beobachtungsnetzes ist
ohne Zusammenarbeit und Mit- wirkung aller Staaten kaum durchfuhrbar.
Dazu bedarf
es aber vorrangig des Verständnisses, daß das Klima die Fortsetzung der Ozeane
mit anderen Mitteln ist und diese darüber entscheiden, wie sich die
Auswirkungen der Zivilisations- und Industriegesellschaft klimatisch bemerkbar
machen werden.
V. Ergebnis - Der Sachverhalt
Der für den
Schutz des Klimas relevante Sachverhalt steht in engem Zusammenhang mit den
Meeren. Weder in der Vergangenheit noch während der jüngsten Klimadiskussion
ist dies Kriterium mit hinreichender Klarheit und Verständlichkeit
herausgearbeitet worden. Dadurch wurde versäumt, sich auf den wesentlichen Kern
der Klimaproblematik zu konzentrieren und die erforderlichen Kräfte zu
mobilisieren sowie die knappen wissenschaftlichen und monetären Ressourcen auf
das zentrale Problem zu lenken.
Im Hinblick
auf die Klimarelevanz der Meere reicht es nicht. daß auch einige zielgerichtete
Meeresforschungsprogramme initiiert wurden[87]. Um gute praktische und juristische
Strategien zu entwickeln und erfolgreich durchzuführen, bedarf es vorrangig der
Erkenntnis und des Verständnisses, daß Klimaforschung und Klimaschutz synonym
zu Meeresforschung und Meeresschutz sind.
C. Regelwerke für das Klima
I. Klimaübereinkommen von Rio - ein Anfang?
Mit dem
Klimaübereinkommen - United Nations Framework Convention on Climate Change[88] - hat zum ersten Mal ein internationles
Übereinkommen einen direkten Bezug zum Klima hergestellt. Es umfaßt 26 Artikel
sowie 2 Anhänge. Das Übereinkommen kann in die folgenden Schwerpunkte
unterteilt werden:
·
Problem- und Aufgabenbeschreibung (Art. 1 bis 3)
· Verpflichtungen und Aufgaben (Art. 4 bis 6)
· Maßnahmen zur Kontrolle und Weiterentwicklung der Konventionsziele
(Art. 7 bis 13)
· Streitschlichtung (Art. 14)
· Verfahrensregelungen (Art. 15 bis 26)
Einer der
Hauptstreitpunkte, der gegen Ende der zweijährigen Verhandlungsdauer zwischen
den Vereinigten Staaten gegen den "Rest der Welt" ausgetragen wurde[89], betraf die Frage, ob das Übereinkommen
bindende Verpflichtungen zur Reduzierung von Treibhausgasen festschreiben oder
die Vertragsparteien nur auffordern soll, sich für eine Reduzierung
einzusetzen. Die Vereinigten Staaten setzten sich durch. Insoweit wird durch
Artikel 4 jetzt festgelegt, daß angestrebt werden soll, bis zum Jahr 2000 die
Treibhausgasemissionen auf das Niveau von 1990 zurückzuführen. Auf weitere
Einzelheiten des Übereinkommens, insbesondere zur Balance zwischen den
Industriestaaten und den Entwicklungsländern, Folgekonferenzen,
Kontrollmechanismen oder Begriffe wie 'sustainable economic growth and
development' kann hier nicht eingegangen werden[90].
Im
Vordergrund hat die Frage zu stehen, ob der mit dem Klimaübereinkommen gewählte
Ansatz hinreichende Aussicht bietet, sich der Klimaproblematik effektiv
anzunehmen. Diesen beschreibt das Übereinkommen in seinen Artikeln über die
Grundsätze (Art. 3) und die Zielsetzung (Art. 2).
Artikel 3
legt u.a. fest, daß die Vertragsparteien das Klimasystem zum Vorteil der
gegenwärtigen und zukünftigen Generationen schützen sollen. Ferner sollen sie
vorbeugende Maßnahmen zum Erkennen, zur Verhinderung oder Verringerung der
Ursachen von Klimaveränderungen ergreifen und den nachteiligen Effekten
entgegenwirken. Diese Grundsätze sind somit nur sehr allgemeiner Natur. Auch
soweit auf die Legaldefinition zu Klimaveränderung gemäß Artikel 1 Ziffer 2
Bezug genommen wird, trägt dies nicht zur Klärung bei. Danach ist unter
Klimaveränderungen zu verstehen:
"Klimaänderung"
bezeichnet eine entweder mittelbar oder unmittelbar auf menschliche Aktivitäten
zurückzuführende Änderung der Zusammensetzung der Erdatmosphäre, die über die
natürlichen, über vergleichbare Zeiträume hinweg beobachteten klimatischen
Abweichungen hinausgeht.
Demgegenüber
legt Artikel 2 die eigentliche Zielsetzung des Übereinkommens fest, die in
Artikel 4 Absatz 2 a) in konkrete Handlungsinhalte umgesetzt wird.
Das
letztendliche Ziel dieses Vertrages sowie etwaiger damit zusammenhängender
rechtlicher Instrumente, auf die sich die Parteien einigen, bestehen darin,
gemäß den relevanten Bestimmungen des Vertrages eine Stabilisierung der
Treibhausgaskonzentrationen in der Erdatmosphäre auf einem Niveau
herbeizuführen, auf dem gefährliche menschliche Eingriffe in das Klimasystem
ausgeschaltet werden können. Dieses Niveau ist innerhalb eines Zeitraums zu
erreichen, der es den natürlichen Ökosystemen ermöglicht, sich auf natürliche
Weise der Klimaänderung anzupassen, eine Gefährdung der Nahrungserzeugung
verhindert und eine vertretbare wirtschaftliche Entwicklung gewährleistet. [91]
Diese
Zielsetzung läßt überdeutlich erkennen, daß es im Kern nur um die Treibhausgase
geht. Das Klimaübereinkommen macht keinen direkten Gebrauch von der
herkömmlichen Klimadefinition, wonach sich Klima aus dem durchschnittlichen
Wetter über einen längeren Zeitraum ergibt, aber der letzte Halbsatz in
"Klimaänderung" stellt mit "die über die natürlichen, über vergleichbare
Zeiträume hinweg beobachteten klimatischen Abweichungen hinausgeht" den
herkömmlichen statistischen Ansatz wieder her.
Das
Übereinkommen verwendet jetzt einen Begriff 'Klimasystem' und definiert es in
Artikel 1 Ziffer 3 wie folgt als
„die Gesamtheit der Atmosphäre,
Hydrosphäre, Biosphäre und Geosphäre und ihr Zusammenwirken.“
Einen Sinn
macht diese Definition nicht. Zum einen verwundert, warum das Wort 'System'
aufgenommen wurde, da Klima weder eine Sache ist noch aus Materie besteht, sondern
die Ausprägung und das Erscheinungsbild anderer Stoffe ist. Zum anderen ist die
Beschreibung dessen, was Klima sein soll, so pauschal, daß man sich damit hätte
begnügen können zu schreiben: 'Klimasystem ist das Zusammenwirken der Natur in
ihrer Gesamtheit'. Eine Definition, die nicht zur Konkretisierung eines
Sachverhaltes beiträgt, ist nicht nur überflüssig, sondern erlaubt jedermann,
eine Interpretation in seinem Sinne vorzunehmen. Vielleicht sollte damit nur
erreicht werden, daß alle sich darauf berufen können, die ihren Fachbereich für
die Klimaforschung erschließen wollen. Auch wenn die jetzige Definition
wenigstens erkennen läßt, daß eine Loslösung von der herkömmlichen Definition
erfolgt, so ist die jetzige Beschreibung des "Klimasystems" (insbesondere
wenn diese Definition im Zusammenhang mit "Klimaveränderungen"
gelesen wird) ein Hinweis, daß es mit einem Klimaverständnis noch hapert. Die
Definition läßt erhebliche Unsicherheit des Gesetzgebers bzw. dessen Berater
erkennen. Ein klarer Sachverhalt ist jedoch eine wichtige Voraussetzung.[92]
Die
deutlichen Schwächen des in das Übereinkommen aufgenommenen Sachverhalts werden
sich fast zwangsläufig auf die nachfolgenden Regelungen des Übereinkommens
auswirken. So sollen z.B. gemäß Artikel 7 Abs. a(ii) die Vertragsparteien die
Entwicklung und Einführung von Programmen zur Erziehung und Aufklärung über
Klimaveränderungen und seine Auswirkungen fördern. Da das Übereinkommen nur die
Treibhausgase als einzigen konkreten Anknüpfungspunkt nennt, steht zu
befürchten, daß mit solchen und ähnlichen Regeln und Aufgabenstellungen an die
Vertragsstaaten ein Aktionsprogramm institutionalisiert worden ist, das den Weg
zum wirksamen Klimaschutz verzögert und behindert.
Im Ergebnis
ist festzuhalten, daß das Klimaübereinkommen nicht erkennen läßt, daß es die
der Klimaproblematik zugrunde liegenden Merkmale erfaßt, als einziger konkreter
Ansatzpunkt sind die Treibhausgasemissionen genannt worden, insoweit sind
konkrete (wenn auch noch nicht verpflichtende) Maßnahmen zur
Emissionsvermeidung geregelt worden.
Da diese
Vorgaben nicht den Eindruck erwecken, daß damit ein effizienter Klimaschutz
organisiert und durchgesetzt werden kann, wird nachfolgend die Problematik auf
einer breiteren Basis, unter Einbeziehung des Klimaübereinkommens von 1992,
erörtert.
II. Gesetzgeber - Wissenschaft
Trotz der
Feststellung von Houghton, daß Wissenschaft und Politik in der Klimaproblematik
in einer bisher nie dagewesenen Weise zusammengearbeitet hätten[93], stellt sich die Frage, ob dies nicht
ein Trugschluß bzw. der Sache wenig dienlich war. Am Ende der Tage wird die
Frage lauten, warum etwas schief- oder gutgegangen ist und wem dies zuzurechnen
ist. So wird z.B. einerseits der Standpunkt vertreten, daß die internationale
Politik und das Rechtssystem zu schlecht gerüstet seien, um Lösungen
anzubieten, die den Erhalt des Erdklimas sichern[94], andere meinen, die Wissenschaft
kritisieren zu müssen[95]. Insbesondere ist auch der Verdacht
geäußert worden, daß manche Wissenschaftler die 'global warming'-Debatte
nutzten, um Einfluß in der öffentlichen Debatte über Klimaveränderungen zu
erhalten[96]. Die Ausgangslage ist sicherlich
kompliziert. Die Umweltsituation stellt internationale Anforderungen, auf die
weder die Wissenschaft noch die Politik vorbereitet sind. Es ist zu befürchten,
daß die Problematik bis an die Substanz der menschlichen Lebensgrundlage geht.
Noch fehlt es an Wissen, internationaler Kooperation und globalen
verpflichtenden Regelungsmechanismen, um die Gefahren bewerten, eindämmen oder
sogar eliminieren zu können. Eine besondere Problematik erwächst daraus, daß
eine Kosten-Nutzun-Analyse über die Verhältnismäßigkeit der Fortschreibung
ökonomischen und industriellen Wachstums einerseits sowie den Gefahren, die aus
Eingriffen in das Natursystem erwachsen können, schwer zu erstellen ist. Da
eine Rückkehr in die vorindustrielle Zeit undenkbar ist, vielmehr rund drei
Fünftel der Menschheit noch darauf warten, Anschluß an eine moderne Industriegesellschaft
zu finden, ist ein halsbrecherischer Balanceakt kaum zu vermeiden. Für die Politik
heißt es in erster Linie, Regelungsmechanismen für eine wirksame Legislative,
Exekutive und Judikative zu entwickeln, die Planung, Strategie und
Durchsetzungsmechanismen beinhalten.
Dies ist
jedenfalls nicht die Aufgabe der Wissenschaft. Grundsätzlich kommt ihr in
politischen Entscheidungsprozessen keine bessere Position zu, als sie anderen
Interessengruppen und Interessenvertretern zusteht. Letztendlich sollte nur das
erwiesene Argument in einen politischen Entscheidungsprozeß einfließen. Im Klimafall
fehlte es allzu häufig bereits am grundsätzlichen Wissen. An die Stelle von
Wissen und Logik trat der Glaube[97], und weil das wissenschaftliche Argument
fehlte, war der Wunsch, unmittelbar in die Aufgaben des Gesetzgebers
hineinzuwirken, fast verständlich.
Es drängt
sich der Verdacht auf, daß die Wissenschaft weniger daran interessiert war,
zunächst Versäumtes nachzuholen (siehe oben Krakatau, Kälteeinbruch 1940 und
Überdenken der Klimadefinition), sondern vor Lieferung von gesichertem Wissen
erst zu reden, zu fordern und, notfalls durch Überschreiten der Grenzen ihrer
Kompetenz, in Gesetzgebungsprozesse hineinzuwirken. So sind Thesen vertreten
worden, die nicht abgesichert sind und wo nun die Gefahr besteht, daß trotz
eigener erheblicher Zweifel daran festgehalten wird[98]. Insoweit wird auch von der 'ehrenhaften
Lüge' (nobel lie) gesprochen[99], die damit begründet wird, daß, wenn man
warten würde, bis man absolut sicher sei, es auch zu spät sei, viele der durch
den Menschen verursachten Veränderungen zu
vermeiden[100]. Wann Lügen 'ehrenhaft' sind oder eine
Panikmache vorliegt, soll hier nicht weiter diskutiert werden[101]. Eine Kooperation zwischen Wissenschaft
und Politik kann nur dann fruchtbar sein, wenn jeder die ihm zugeordneten
Aufgaben ordnungsgemäß erfüllt.
Mit dem
Klimaübereinkommen von Rio hat die Wissenschaft dem Grunde nach genau das
bekommen, was sie auf der 2. Weltklimakonferenz in Genf 1990 von der Politik
gefordert hatte. Insofern besteht derzeit eine Situation, die einer Klärung in
zweifacher Hinsicht bedarf:
(1) Sind die
von der Wissenschaft für die Klimakonvention vorgegebenen
Sachverhaltsvoraussetzungen konkret genug, um den Regelungstatbestand zu
erfassen? Diese Frage wird hier verneint. Zur Begründung wird auf die obigen Ausführungen
im ersten Teil der Abhandlung verwiesen.
(2) Es
bedarf der Überprüfung, ob es nicht bereits einschlägige internationale
Regelungswerke gibt, durch die die Erforschung und der Schutz des Klimas
erreicht werden können. Diese Frage wird nachfolgend erörtert
.
III. Globaler Klimaschutz - das internationale
Regelwerk
1. Überblick[102]
Der Eintritt
in eine globale Politik zum Schutz der Umwelt war weder gewollt noch
vorhergesehen worden[103]. Daß die Meere 1954 das erste Objekt
für ein globales Umweltübereinkommen[104] waren, deutet an, wo
Schrittmacher-Funktionen liegen können. Der große Initiativschub für globale
Umweltverträge kam aber erst mit der Umweltkonferenz in Stockholm 1972. Auf der
Konferenz selbst wurde kein neues internationales Vertragsrecht geschaffen. Mit
der 'Stockholm-Declaration’[105] wurden dem internationalen Umweltrecht
jedoch starke Impulse vermittelt. Zu den internationalen Vertragswerken, die
nach 1972 fertiggestellt wurden und denen eine Klimarelevanz zukommen könnte,
gehören insbesondere die folgenden Vereinbarungen[106]:
·
Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung vom 13.
November 1979[107] (BGBl. 1982 II. S. 374; das Übereinkommen
ist seit dem 16. März 1983 in Kraft und durch Protokolle von 1984, 1985 und
1988 ergänzt worden).
·
Seerechtsübereinkommen von 1982[108] (United Nations Conven tions on the Law
of the Sea, 1982)[109]; das Übereinkommen ist noch nicht in
Kraft. Ende 1991 fehlten noch neun Verpflichtungserklärungen von Staaten, um
die erforderliche Anzahl von 60 Staaten zu erreichen, damit das Übereinkommen
in Kraft treten kann[110].
·
Wiener Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht vom 22. März 1985 (BGBI. 1988
II, S. 901). Das Übereinkommen ist seit dem 22. September 1988 in Kraft, es
wurde um die folgenden Protokolle erweitert:
Montrealer Protokoll vom 16.9.1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der
Ozonschicht führen (BGBl. 1988 II, S. 1014), in Kraft seit dem 1.1.1989
Londoner Ergänzungen, Änderungen und Anpassungen vom 29.6.1990 zum Montrealer
Protokoll (BGBl. II S. 1331,1349), in Kraft für die BRD seit dem 7.3.1991
·
Klimaübereinkommen von Rio 1992 (s. oben)
2. Vergleich und Gewichtung der Regelungsinhalte
a) Die
Regelungsinhalte der einzelnen Abkommen
Das Übereinkommen
über die Luftverunreinigung von 1979 legt in Artikel 2 fest, daß der Mensch
und seine Umwelt gegen Luftverunreinigung zu schützen seien. Unter Luftverunreinigung
ist zu verstehen (Art. 1 a): die unmittelbare oder mittelbare Zuführung von
Stoffen oder Energie durch den Menschen in die Luft, aus der sich eine
Gefährdung ergibt.
Anmerkung:
Legt man den Begriff Luftverunreinigung weit aus, dann käme durchaus eine
Einbeziehung der Treibhausgase in Betracht. Mit dem Übereinkommen war
beabsichtigt, die "sichtbaren" Folgeerscheinungen durch Emissionen zu
vermindern, wie z.B. den "sauren Regen".
Das Seerechtsübereinkommen
von 1982 legt fest, daß die Ozeane in ihrer Gesamtheit zu schützen sind.
Der dies bestimmende Obersatz gemäß Artikel 192 lautet: Die Staaten sind
verpflichtet, die Meeresumwelt zu schützen und zu bewahren.
Das Wiener
Ozonschicht-Übereinkommen regelt in Artikel 2 Verpflichtungen zum Schutz
der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor schädlichen Auswirkungen, die
durch menschliche Tätigkeiten verursacht werden, welche die Ozonschicht
verändern oder wahrscheinlich verändern. Neben einer Begriffsbestimmung
"Ozonschicht" werden "schädliche Auswirkungen" definiert
als: die Änderung der belebten oder unbelebten Umwelt einschließlich
Klimaveränderungen, die erhebliche abträgliche Wirkungen auf die menschliche
Gesundheit (usw.) haben. Die ergänzenden Vereinbarungen von Montreal und London
beinhalten Maßnahmen, die die Verringerung bestimmter, die Ozonschicht
besonders gefährdender Gase (insbesonder FCKW) regeln.
Anmerkung:
Der Regelungsinhalt dieses Obereinkommens zielt im Kern alleine auf den Schutz
der Ozonschicht. Die Einbeziehung von 'Klimaänderung' begründet die
Verpflichtung der Vertragsstaaten, für die Forschung und systematische
Beobachtung Sorge zu tragen (Art. 3 c).
Das Klimaübereinkommen
von 1992 zielt auf die Reduzierung von CO2 und anderen Treibhausgasen.
soweit sie nicht bereits vom Montreal-Protokoll erfaßt sind (Art. 4 Abs. 2 a).
Anmerkung:
Wie das Luftverunreinigungsabkommen von 1979 sich auf bestimmte (in Protokollen
definierte) Substanzen bezieht, ist das einzige konkrete Regelungsziel des
Klimaübereinkommens die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Insoweit wäre
es korrekt und ausreichend gewesen, das Übereinkommen entsprechend zu
bezeichnen. Inhaltlich gesehen hat das Übereinkommen zum Schutz des Klimas kaum
mehr aufzubieten als das Übereinkommen zur Ozonschicht, nämlich Forschung und
internationale Zusammenarbeit zu fördern.
b) Die
Klimarelevanz der Übereinkommen
Keinem der
Übereinkommen kann man absprechen. daß es für den Schutz des Klimas nicht
irgendeine Bedeutung hat. Beim Klimaübereinkommen hängt diese Frage alleine
davon ab, ob das CO2 oder andere Treibhausgase einen nennenswerten Beitrag zur
Erwär- mung der Erdatmosphäre liefern. Dafür, daß diese Gase in sonstiger Weise
direkt oder indirekt in das Klimageschehen eingreifen (z.B. Speicherung von CO2
im Meer), gibt es derzeit eher Vermutungen als konkrete Beweise. Für das
Ozonschichtschutzabkommen gilt das zum Treibhauseffekt vorstehend Gesagte
entsprechend. Darüber hinaus kann sich eine indirekte Klimarelevanz dadurch
ergeben, daß durch erhöhte ultraviolette Strahlung eine Schädigung von
Organismen stattfindet, die im Klimageschehen mitwirken (dafür soll z.B.
Meeresplankton in Betracht kommen). Bei dem Luftverunreinigungsübereinkommen
von 1979 wird man von einem unterstützenden Effekt ausgehen können. Einer
genaueren Bewertung sind heute noch sehr enge Grenzen gesetzt.
Von diesen
drei Übereinkommen hat jedoch das Luftverschmutzungsabkommen noch am ehesten
die konzeptionelle Qualität für ein Gesetz zum Schutz des Klimas. Es zielt auf
die Vermeidung von Luftverschmutzung generell und damit auf die Erhaltung des
natürlichen Zustandes der Atmosphäre. Das Klimaabkommen von 1992 und das
Ozonschichtabkommen von 1985 haben als Regelungsgegenstand die Ursache (CO2)
bzw. das Schutzobjekt (Ozonschicht).
An den drei
Abkommen von 1979, 1985und 1992 läßt sich auch die Klimadebatte gut verfolgen.
Während der Begriff "Klima" in dem Abkommen von 1979 überhaupt nicht
erwähnt ist, findet sich in dem 1985er Abkommen bereits ein Hinweis und das
1992er Übereinkommen gibt sich als Klimaübereinkommen aus, obwohl mit einem
Protokoll zum Luftverschmutzungsabkommen von 1979 das gleiche Ziel in
vergleichbarer Qualität hätte erreicht werden können. Auch wenn der Gesetzgeber
frei ist, regelungsbedürftige Sachverhalte so zu gestalten und mit Namen zu
versehen, wie es ihm beliebt, ist die Art und Weise, wie es hier geschehen ist,
ein Indiz dafür, daß durch die Kooperation zwischen Gesetzgeber und der
Wissenschaft die Konturen zwischen eigentlich zugewiesenen Aufgaben,
Sachverhaltsvorgabe einerseits und politisches Handeln andererseits, verwischt
wurden. Schließlich ist das positive Recht eine der kraftvollsten
Manifestationen des Kräfteverhältnisses in der realen Welt und einer der
bedeutendsten Entscheidungsträger für soziales Verhalten[111]. Dies kann aber nur erreicht werden,
wenn die Konturen des Sachverhalts, der soziales Verhalten festlegen soll,
vorher klar definiert wurden. Diese Anforderungen wurden bei der Vorbereitung
des Klimaübereinkommens nicht erfüllt.
Obwohl das 1982er
Seerechtsübereinkommen keinen Hinweis auf einen klimabezogenen Tatbestand
enthält, ist in diesem Übereinkommen der Sachverhalt klar bestimmt, und es ist
vielleicht schon deshalb das bei weitem bedeutendste Rechtsinstrument, um sich
des Schutzes des Klimas anzunehmen und die Staatengemeinschaft in diese Aufgabe
effizient einzubeziehen.
IV. Das 1982er Seerechtsübereinkommen – der
Klimavertrag[112]
1. Einleitung - Kein Klima ohne das Meer
Eine vom
Gesetzgeber geforderte gesetzliche Regelung bedarf zunächst der klaren
Bestimmung des Regelungsgegenstandes. Das Wort Klima allein genügt dieser
Voraussetzung nicht, Klimaänderung ist keine Spezifizierung, wenn nicht vorher
Klima definiert wird. An eine Festschreibung der herkömmlichen Klimadefinition
in einem internationalen Vertrag, wonach Klima das durchschnittliche Wetter
über einen längeren Zeitraum darstellt, trauten sich anscheinend nicht mal die
Verfasser und Berater des Klimaabkommens von 1992 heran. Den stattdessen
gewählten Weg, den Begriff "Klimasystem" zu verwenden und zu
definieren (Art. 1 Abs. c) ist wenig hilfreich für die Konkretisierung des
Sachverhaltes.
Stattdessen
wurde oben vorgeschlagen, Klima zu definieren als die Fortsetzung der Ozeane
mit anderen Mitteln oder eine Definition zu wählen, die erkennen läßt, wo die
Schwerpunkte bzw. wesentlichen Ursachen klimatischer Zustände ihren Ursprung
haben. Diese Kriterien ergeben sich nicht aus einer Statistik über das Wetter.
Vielmehr ergibt sich die klimatische Komponente im globalen Natursystem aus der
Wärmespeicherkapazität von Wasser, dessen aktueller Zustand (z..B. Wärme,
Salzgehalt, Dichte) und seiner unterschiedlichen Verteilung rund um den Globus.
Damit sind die Ozeane zwingend im Brennpunkt und stellen mithin eine ganz
wesentliche Komponente für die Bestimmung eines klimarelevanten Sachverhaltes
dar.
Es kann
dahingestellt bleiben, ob der hier zugrunde gelegte Sachverhalt - Schutz der
Ozeane zum Schutz des Klimas - in der Zukunft noch einer Ergänzung bedarf. Was
immer als weitere klimarelevante Ursache in Betracht kommen mag, entscheidet
nicht über den Verlauf des Klimas, sondern wirkt zunächst auf die Wassermassen,
die daraufhin in einem Umsetzungsprozeß darüber "entscheiden", wie
sich diese Komponente auf den Zustand und die Dynamik der Atmosphäre auswirkt.
Für weitere Einzelheiten, die zur Bestimmung eines klimarelevanten
Sachverhaltes heranzuziehen sind, wird auf die obigen Ausführungen verwiesen.
Teil XII, Schutz und Erhaltung der Meeresumwelt (Art.192-237)
Teil
XIII, Wissenschaftliche Meeresforschung (Art. 238-265)
Teil XIV, Entwicklung und Weitergabe von Meerestechnologie
(Art.266-278)
Teil
XV, Beilegung von Streitfällen (Art.279-299)
Während die
Abschnitte zur Meeresumwelt und zur Streitbeilegung grundsätzlich
verpflichtenden Charakter haben, sind die zu Forschung und Technologietransfer
als Richtlinien mit Programmcharakter zu bewerten.
Dem 1982er
Übereinkommen kommt gegenüber anderen internationalen Verträgen (die UN-Charta
von 1945 ausgenommen) eine besondere Bedeutung zu, die sich nicht dem Text
entnehmen läßt. Durch die Bandbreite seines Regelungsspektrums und seines
konzeptionellen Anspruchs als 'allumfassend' wird den Staaten verwehrt, sich
die Regelungsabschnitte herauszusuchen, die ihnen gefallen, und die weniger
angenehmen Teile zu ignorieren ("pick and choose"). Damit liegt dem
1982er Übereinkommen eine Dynamik zugrunde, die andere Übereinkommen, die sich
mit der Behandlung eines Problems befassen, nicht haben. So müssen die Staaten,
die sich auf die Regelungsinhalte der Konvention zu den Rechten eines
Küstenstaates (z.B. Fischereischutzrechte, Wirtschaftszone) oder die
Durchfahrtsrechte für Handelsschiffe berufen wollen, auch die Verpflichtungen
zum Schutze der Meeresumwelt akzeptieren sowie sich in die Meeresforschung, den
Technologietransfer und - last not least- in die seerechtliche Judikative
einbinden lassen.
Das neue
Gesetz für die Meere ist gekennzeichnet durch eine fundamentale Änderung
gegenüber vorangegangenen internationalen Verträgen. Nicht die Rechte stehen im
Vordergrund, sondern die Pflichten sind die für den Meeresumweltschutz
leitenden Prinzipien[114]. Ginge es heute nur um die
Ratifizierung des Teil XII, dann wären die Aussichten für eine alsbaldige
breite Verbindlichkeit wohl schlecht. Zu groß wäre die Abneigung der Staaten
davor, durch ein starkes internationales Gesetz in die Pflicht genommen zu
werden und von der gehüteten Souveränität und nationalstaatlichem Denken
Abstriche machen zu müssen. Noch weniger kann angenommen werden, daß die
Rio-Konferenz auch nur annähernd Vergleichbares hätte vereinbaren können. Die
Stockholmer Umweltkonferenz lag im Jahr 1992 schon 20 Jahre zurück.
3. Die wesentlichen klimarelevanten Regelinhalte in
den einzelnen Abschnitten
Die
nachfolgenden Ausführungen konzentrieren sich alleine darauf, auf eine Anzahl
von Aspekten zur Bedeutung des Seerechtsübereinkommens für das Klima
hinzuweisen, und strebt keine Vollständigkeit bzw. Detailanalyse an.
a)
Regelungen zum maritimen Umweltschutz[115]
Der Teil XII
stellt eine selbständige Verfassung zum globalen Umweltschutz innerhalb des
Seerechtsübereinkommens dar. Es ist diesbezüglich das bisher konzeptionell
beste und in seiner Trag- und Reichweite umfassendste globale
Umweltschutzgesetz. Es erfaßt alle Bereiche, die für eine Meeresverschmutzung
in Betracht kommen, am ausführlichsten den Bereich, der die Handelsschiffahrt
betrifft, für die eine Anzahl von detaillierten Regelungen vorgesehen ist. Das
Übereinkommen beschränkt sich im übrigen auf grundlegende Prinzipien, die den
Verpflichtungskatalog der Vertragsstaaten umreißen. Dazu gehören die folgenden
Ursachen für eine Meeresverschmutzung: vom land aus, durch Tätigkeit auf dem
Meeresboden, durch Einbringung (dumping), durch Schiffe und aus der Luft oder
durch die Luft.
Mit einiger
Generalisierung kann gesagt werden, daß die Qualität der
Verpflichtungstatbestände für die Vertragsstaaten in fünf Gruppen eingeteilt
werden kann:
Obersatz - das Grundprinzip
Leitsätze
Verpflichtung, Gesetze zu erstellen und anzuwenden
spezielle Regelungsbereiche
Einzelregelungen (insb. betr. die Schiffahrt)
Vergleicht
man diese fünf Gruppen mit anderen internationalen Verträgen, so geht die
rechtliche Qualität der drei ersten Gruppen erheblich über den sonstigen
Standard hinaus. Insbesondere steht die Verpflichtung der Staaten, Gesetze zu
erstellen, unter dem Leitsatz, die Meere zu schützen und zu bewahren. Der mit
anderen Übereinkommen vergleichbare Maßstab ergibt sich erst auf der Ebene der
speziellen und Einzelregelungen. Dazu gehört auch die in Artikel 1 Nr. 4 des
1982er Seerechtsübereinkommens vorgenommene Begriffsbestimmung zur
"Verschmutzung der Meeresumwelt". Danach wird unter Verschmutzung
u.a. verstanden "die unmittelbare oder mittelbare Zuführung von Stoffen
oder Energie durch den Menschen in die Meeresumwelt einschließlich der
Flußmündungen, aus der sich abträgliche Wirkungen wie die Schädigung der
lebenden Ressourcen sowie der Tier- und Pflanzenwelt des Meeres, eine
Gefährdung der menschlichen Gesundheit und eine Verringerung der
Annehmlichkeiten der Umwelt ergeben oder ergeben können.[116]" Im Vergleich dazu formuliert das
Ozonschichtabkommen "schädliche Auswirkungen" als: „Änderungen der
belebten und unbelebten Umwelt, einschließlich Klimaveränderungen, die
erhebliche abträgliche Wirkungen auf die menschliche Gesundheit oder auf die
Zusammensetzung, Widerstandsfähigkeit und Produktivität naturbelassener und vom
Menschen beeinflußter Ökosysteme oder auf Materialien haben, die für den
Menschen nützlich sind".
Diese
Definition ist konfus und wenig klärend. Im Luftverunreinigungsabkommen
bedeutet
"Luftverunreinigung"(Auszug):
"die unmittelbare oder mittelbare Zuführung von Stoffen oder Energie durch
den Menschen in die Luft, aus der sich abträgliche Wirkungen wie eine
Gefährdung der menschlichen Gesundheit, eine Schädigung der lebenden Schätze
und der Ökosysteme sowie von Sachwerten und eine Beeinträchtigung der
Annehmlichkeiten der Umwelt...ergeben".
Kennzeichnend
für das Seerechtskonzept ist, daß außer dem vergleichbaren Niveau mit anderen
internationaler Verträge noch Leitlinien und Prinzipien festgelegt sind, zum
Beispiel die Regeln, durch die die Vertragsstaaten verpflichtet werden, in
allen die Umwelt betreffenden Bereichen Gesetze und Regelungen zu schaffen,
anzuwenden und neuen Bedürfnissen anzupassen. Dies soll an dem nachfolgenden
Beispiel erläutert werden.
Das
Montreal-Protokoll von 1987 wird häufig als leuchtendes Beispiel dafür
hervorgehoben, daß die internationale Politik hier gezeigt habe, daß sie auch
ohne besondere Verpflichtung in der Lage sei, sich eines Problems anzunehmen[117]. Es steht mit einiger Sicherheit fest,
daß eine Schädigung der Ozonschicht auch starke Einwirkungen auf das
Meeresplankton haben kann[118]. Artikel 212 des
Seerechtsübereinkommens legt fest, daß die Staaten Gesetze und Regelungen
schaffen sollen, die eine Verschmutzung der Meeresumwelt, zu der auch eine Behinderung
der maritimen Tätigkeiten einschließlich der Fischerei und der sonstigen
rechtmäßigen Nutzungen der Meere gehört, verhindert, reduziert und
kontrolliert, die von und durch die Atmosphäre verursacht werden kann. Mit
einer nicht zu engen Auslegung sind die in Montreal getroffenen Vereinbarungen
als eine Verpflichtung im Sinne des Artikel 212 zu bewerten.
Daß die
Staaten sich nicht auf eine enge Auslegung berufen können, ergibt sich aus den
Art. 212 vorrangigen Prinzipien, insbesondere dem bereits erwähnten Leitsatz
des Umweltkapitels, wonach die Staaten verpflichtet sind, die Meeresumwelt zu
beschützen und zu bewahren. Da nach der obigen Prämisse und Definition Klima zu
verstehen ist als die Fortsetzung der Ozeane mit anderen Mitteln, kann dieser
Leitsatz auch so gelesen werden, daß er bedeutet: Die Staaten sind
verpflichtet, das Klima zu bewahren und zu beschützen.
Aus der
Sicht des hier angetretenen Nautikers und Juristen kann nur nachhaltig betont
werden, wie wichtig es ist, zunächst sich genaue Kenntnis über den wahren
Sachverhalt zu verschaffen. Ohne diesen Sachverhalt bleiben Maßnahmen
unvollkommen, hilflos und bergen die Gefahr von weit größeren Schäden, wenn in
die falsche Richtung marschiert wird. Der Sachverhalt für den Schutz des Klimas
kann klar, eindeutig und kurz mit: 'das Meer' bezeichnet werden. Im Hinblick
auf die Bedeutung des obengenannten Leitsatzes kann der Jurist auch nicht mehr
tun, als diesen Satz wegen seiner Bedeutung mehrmals zu unterstreichen und
darauf zu verweisen, daß er vergleichbar ist mit dem Artikel 1 des
Grundgesetzes, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist. Dieser Satz steht
an der Spitze von mehreren zig-tausend Seiten Gesetzen und Verordnungen und
jeder Satz darin soll im Lichte des Leitsatzes interpretiert und angewendet
werden. Noch kann der Leitsatz zum Meeresumweltschutz nicht beanspruchen, über
zig-tausend Seiten von Gesetzen, Regeln und Standards zu residieren. Dies wäre
möglicherweise heute bereits ganz anders. wenn die Wissenschaft bereits vor
undenklichen Zeiten erkannt und zum Ausdruck gebracht hätte, daß das Klima nur
verstanden und geschützt werden kann, wenn man die Meere versteht und sich für
den Erhalt ihres Zustandes einsetzt.
b)
Wissenschaftliche Meeresforschung[119]
Konzept und
Qualität des Seerechtsübereinkommens sind bisher anderswo nicht erreicht
worden. Mit einiger Generalisierung kann dieses Regelwerk als eines der
modernsten und umfassendsten bezeichnet werden.
Als das
1982er Seerechtsübereinkommen in den 70er Jahren verhandelt wurde, reagierte
die Wissenschaft wegen des Konzeptes überwiegend negativ. Sie sah sich
insbesondere behindert durch die Einführung von sogenannten Wirtschaftszonen
Die Küstenstaaten sollten bis zu 200 Seemeilen seewärts Wirtschaftszonen
einrichten und ein Mitwirkungsrecht bei Forschungsaktivitäten in diesem
Seegebiet beanspruchen können. Da die Summe dieser Küstengebiete aber nur ca.
16% der Gesamtoberfläche der Erde ergibt, bleiben immer noch über 50% des
Erdballes unter dem Banner der "Freiheit der Meere und Forschung".
Auch im übrigen scheint die vorgebrachte Kritik wenig durchdacht zu sein. Eine
kooperative und auf Partnerschaft beruhende Zusammenarbeit mit dem Küstenstaat
ist der umfassenden und schnellen Erforschung der Meere nur dienlich.
Die
Forcierung einer kooperativen Zusammenarbeit ist eines der herausragenden und
dem Seerechtsübereinkommen zuzurechnenden spezifischen Merkmale. Gegründet sind
diese auf dem im Prinzip "exterritorialen" Status der Meere und deren
physischer Beschaffenheit, die einen Besitz- und Herrschaftsanspruch durch
Staaten unmöglich machen.
Daraus
resultierte eine Reihe von Konsequenzen, die den Meeren einen Platz einräumen,
der sich fundamental von den Kontinenten unterscheidet. Dazu gehören
insbesondere die folgenden Aspekte.
·
die Meere sind weitestgehend dem Souveränitätsdenken von Staaten entzogen;
·
die Überwachung und Kontrolle von Umweltschutzauflagen kann von jedermann vor
jedermanns Haustür (fast) ungehindert durchgeführt werden;
·
Kooperation und Zusammenarbeit ist zwischen rivalisierenden Nationalstaaten
leichter zu bewerkstelligen, wenn dies auf "exterritorialem" Boden
geschieht
Diese
Punkte würden insbesondere auch einer umfassenden Klimaforschung sehr zugute
kommen.
c)
Entwicklung und Transfer von Meerestechnologie[120]
Auch diesem
Regelungsbereich, der noch in den 70er Jahren unter dem Eindruck der
Stockholm-Konferenz von 1972 und dem ersten Ölpreisschock behandelt und
festgelegt wurde, kommt eine besondere Bedeutung zu. Die Bedeutung dieses
Regelungskonzeptes ist insbesondere dadurch begründet, daß umfassende
Meeresforschung nur durch die Beteiligung aller Staaten erreicht werden kann.
Ungefähr zwei Drittel der Staatengemeinschaft hat eine eigene Meeresküste.
Schon das Gebot der Zweckmäßigkeit und des sparsamen Umgangs mit
Forschungsressourcen erfordert, daß jeder Staat in die Lage versetzt und
angehalten wird, die Seegebiete in seiner näheren Umgebung zu erforschen und
die erforderlichen Daten und Meßreihen zu beschaffen, zu analysieren und in ein
globales Beobachtungssystem einzubringen[121].
d)
Streitschlichtungssystem[122]
Obwohl die
Regeln des Streitschlichtungssystems inzwischen auch schon 10 Jahre alt sind,
sind sie auch heute noch das modernste Streitschlichtungskonzept[123], das die Staatengemeinschaft bisher
entwickelt hat. Unter dieses Rechtsprechungssystem fallen alle von dem 1982er
Seerechtsübereinkommen festgelegten Umweltschutzbestimmungen. Danach kann jeder
Staat jeden anderen Staat wegen Verletzung seiner durch das See-
rechtsübereinkommen festgelegten Rechte daraufhin verklagen, daß der andere
Staat die korrespondierenden Pflichten erfüllt. So könnte man sich vorstellen,
daß, wenn es den Malediven oder anderen pazifischen Inselstaaten gelänge,
nachzuweisen, daß das CO2 ursächlich für den Anstieg der Meeresspiegel ist, sie
das Recht haben, einen oder mehrere Industriestaaten zu verklagen,
entsprechende Emissionen zu unterlassen und Schaden- ersatz zu leisten. Es sind
aber auch unzählige minder gravierende Fälle denkbar, die durchaus ihren Weg in
das internationale seerechtliche Streitschlichtungsverfahren finden können.
Dies würde dem internationalen Umweltschutzrecht, dem Meeresschutz und Kli-
maschutz eine neue Dimension und einen entsprechenden Impuls verleihen. Die
see- rechtliche Judikatur könnte einer der wichtigsten Promotoren für
effizienten Klimaschutz sein[124].
4. Problem management - Rechtsanspruch oder Betteln
Wie oben
dargestellt, hat sich die Wissenschaft seit dem Ozonschichtschutzabkommen von
1985 bemüht, durch Einbeziehung der Klimaänderungsproblematik in internationale
Verträge Voraussetzungen für einen 'gesetzlichen Auftrag' zur Erforschung des
Klimas zu schaffen. Sie meint. daß ihr das durch noch nie da gewesene
Kooperation mit der Politik gelungen sei. Das bedeutet aber keineswegs, daß
dies der Sache dienlich
war[125]. Diesem Unterfangen hätten sich
weder Interessengruppen noch die Wissenschaft, aber auch nicht der Gesetzgeber
bzw. die Staaten aussetzen müssen. Die internationale Politik hatte mit dem
1982er Seerechtsübereinkommen bereits ein Vertragswerk zum Abschluß ge- bracht,
das in seiner Bandbreite und Qualität zur Zeit zwischen der Staatengemeinschaft
wohl nicht mehr erreichbar wäre[126]. Gerade die mühsamen
Verhandlungen im Vorfeld der Rio-Konferenz haben dies gezeigt. Der
Wissenschaft, den Umweltschutzorganisationen und anderen interessierten
Gruppen, aber auch Staaten (z.B. solchen, die befürchten unterzugehen) stand
seit 1982 die Option offen, sich für die allgemein verbindliche Anwendung des
1982er Seerechtsüberkommens einzusetzen und sodann von den Staaten und ihren
politischen Führern die strikte Anwendung des Übereinkommens zu verlangen. Der
Effekt für den Schutz des Klima wäre ungleich größer gewesen als das, was die
Klimadiskussion seit 1982, als am 10. Dezember 119 Staaten das
Seerechtsübereinkommen zeichneten, erbracht hat.
D. Schlußbetrachtung
Probleme
kann man so oder so bewerten. Auf den Versuch des Verfassers, eine Zeitung vor
der Rio-Konferenz für einen Artikel zu interessieren, erhielt er ein
Absageschreiben mit dem Hinweis: "Ihre skeptische Bewertung der
gegenwärtigen.umweltpolitischen Debatten teile ich, auch wenn ich meine, daß
bei dem Versuch, den CO2-Ausstoß zu verringern, kein großer Schaden angerichtet
werden kann. Schließlich wird dies früher oder später dazu führen, daß der
Energieeinsatz verringert wird." So akzeptabel diese Feststellung ist, so
schief ist die Proportionalität und Sachbezogenheit, die dieser
(dankenswerterweise gemachten) Aussage und der bisherigen Klimadiskussion
zugrunde liegt
Vielleicht
war es 'continental thinking'. Vielleicht lag es daran, daß sich die Meteorologen
nur für die atmosphärischen Erscheinungsformen, das Wetter, interessierten und
Klima nur als Unterabteilung für die statistische Erfassung der Wetterabläufe
führten. Vielleicht ist eine der Ursachen, daß die kleine und in viele sehr
unterschiedliche Disziplinen gefächerte Gruppe der Meereskundler meinte, Klima
gehöre zur Meteorologie und die wüßte schon, worum es geht. Schließlich könnte
es auch daran liegen, daß eine Gruppe von Wissenschaftlern ihr im Labor und am
grünen Tisch errechnetes Wissen zum Treibhauseffekt ohne hinreichende
Berücksichtigung der praktischen Begebenheiten als Ergebnis mit einem hohem
Wahrscheinlichkeitsgrad der Öffentlichkeit und der Politik präsentierte. Eines
läßt sich m.E. jedenfalls der bisherigen Klimadiskussion nicht entnehmen,
nämlich daß 'oceanic thinking' einen angemessenen Widerhall gefunden hat.
Dies ist,
soweit der Nautiker "die Welt versteht", nicht der Fall gewesen. Nach
seiner oben dargelegten Auffassung ist das Meer in einer Weise für das Klima
verantwortlich. daß von einer Synonymität gesprochen werden kann. Selbst wenn
andere, nicht dem Meer zugrundeliegenden Ursachen für eine Beeinflussung des
klimatischen Erscheinungsbildes in Betracht kommen, so hängt es vorrangig von
den Meeren ab, wie sie darauf reagieren und das Klima prägen.
Wenn vom
Klima gesprochen werden kann als der Fortsetzung der Ozeane mit anderen
Mitteln, dann kann die Erforschung und der Schutz des Klimas auch nur dann
erfolgversprechend sein, wenn man sich zunächst voll und konzentriert mit dem
Meer befaßt. Noch ist nicht einmal eine annähernd brauchbare
"Bestandsanalyse" über die Meere erstellt, geschweige denn ein
Überwachungssystem im Ansatz vorhanden. Stattdessen werden Datenfragmente in
Computer eingespeichert und die Statistik feiert Triumphe. Noch ist der Glaube
an die Aussagekraft von Rechenmodellen ungebrochen[127]. Das Meer ist viel zu groß und zu
komplex, um darauf bauen zu können, und die Frage zielt nicht auf normale
klimatische Veränderungen, sondern auf vom Menschen verursachte; das heißt
aber, wenn die Statistik diese registriert. ist es bereits zu spät.
Neben der
Ausgangsfrage, um was es eigentlich geht, wenn man das Klima schützen will,
bedarf es zur Umsetzung eines solchen Zieles eines rechtlichen Rahmenwerkes, um
Rechte und Pflichten zu beschreiben und ihre Durchsetzung festzulegen. In den
drei Abkommen zur Luftverschmutzung, zur Ozonschicht und zu Treibhausgasen von
1979, 1985 und 1992 wurde in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik
versucht, konkrete Probleme anzusprechen und zugleich die Problematik von
Klimaveränderung in ein internationales Vertragsrecht mit einzubinden. Diese
Bemühungen lassen bisher einen nennenswerten Fortschritt zum Schutz des Klimas
nicht erkennen. Neben dem grundsätzlichen Zweifel, daß eine enge Verknüpfung
zwischen Klimaveränderungen und CO2 überhaupt zulässig ist, wurde das
angestrebte Ziel schon alleine dadurch verfehlt, daß es nicht einmal gelungen
ist, dem Begriff Klima eine substantielle Bedeutung zugeben und damit einen
Sachverhalt zu spezifizieren. Zu lange war das 'durchschnittliche Wetter' die
Basis der Klimadiskussion. Auch die jetzt im Klimaübereinkommen verwendete
Umschreibung mit 'Klimasystem' läßt einige Hilflosigkeit und mangelndes Verständnis
(oder mangelnden Willen, das Verständnis verständlich zu machen) über die Basis
des Phänomens Klima erkennen.
Manche Lücke
oder Übertreibung in der bisherigen Klimadiskussion wurde gerechtfertigt mit
dem Hinweis, daß schnelles Handeln erforderlich sei. Die Reputation und
Gewichtigkeit der Wissenschaft stieg von Konferenz zu Konferenz und von
Presseartikel zu Presseartikel. Das Meer war nur insoweit prominent vertreten,
als es mit einem Meeresspiegelanstieg als Drohung hilfreich war. Daß die Meere
die Ursache des durchschnittlichen Lufttemperaturanstieges sein können, wurde
nicht zum Thema gemacht.
Für den
Schutz des Klimas hätten die interessierten Kreise sehr viel mehr erreichen
können. Dafür ist ein starkes Gesetz gerade gut genug. Seit nunmehr 10 Jahren
bestand die Möglichkeit, sich zum Schutz des Klimas eines Jahrhundertvertrages
im internationalen Recht zu bedienen. Es hätte nur der Feststellung bedurft, daß
man das Klima nicht verstehen und nicht schützen kann, wenn man nicht die Meere
versteht und schützt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß bei einem hinreichenden
Verständnis und Überblick über den Zustand der Meere bereits heute erkennbar
wäre, wohin sich das Klima in den nächsten 10, 50 oder 200 Jahren bewegt. Was
nützt es heute, über die Erhöhung der Deiche zu sprechen, wenn morgen eine
Abkühlung durch die Meere eintritt und der Meeresspiegel fällt. Um in dieser
Frage und Dutzend anderen Fragen, die die Menschheit betreffen, verlässliche
Entscheidungshilfen zu erhalten, gibt es nur einen Weg und der heißt, ein
Instrumentarium wie das 1982er Seerechtsübereinkommen bald, umfassend und
effizient anzuwenden. Insoweit brauchen weder die Wissenschaft noch andere
interessierte Kreise bei der "hohen Politik" zu betteln und zu
bitten. Es bedarf nur der Inkraftsetzung und globalen Verbindlichkeit des
1982er Seerechtsübereinkommens, dann kann gefordert werden, daß die Staaten
ihre Verpflichtung aus Artikel 192 erfüllen und die Meere schützen und
bewahren.
Das beste
denkbare internationale Instrument zum Schutz des Klimas könnte sofort zur
Anwendung kommen. Bleibt nur zu hoffen, daß alle Befürchtungen hinsichtlich
Klimaveränderungen und Klimakatastrophen nur überzogene Ängste waren. Wenn
nicht und wenn sich hier Realitäten zeigen, wird eine Seite, die Politik oder
die Wissenschaft, erklären müssen, warum wichtige Jahre, die eine Katastrophe
vermindert, verhindert oder auf sonstige Weise in ihrer Dramatik hätte ausgleichen
können, nicht genutzt wurden.
[1] Neumayer, Bericht über die
vulkanischen Ausbrüche des Jahres 1883 in ihrer Wirkung auf die Atmosphäre,
Meteorologische Zeitschrift, Jan. 1884, S. 1.
[2] Siehe H. Wexler, On the Effect of
Volcanic Dust on Insolation and Weather, Bulletin American Meteorologigal
Society, Vol. 32, Jan.1951, S.1 0-15 und S.48-51, m.w.N.; Artur Wagner,
Klimaänderungen und Klimaschwankungen, Braunschweig 1940, S.42.
[3]Zu Einzelheiten siehe: Gilbert N.
Plass, The Carbon Dioxide Theory of Climate Change, Tellus, Vol.8, 1956, S.
140-154 (140).
[4] Plass, wie vor, S.140.
Kritisch dazu schon damals F. Möller, On the Influence of Changes in the C02
Concentration in Air on the Radiation Balance of the Earth's Surface and on the
Climate, Journal of Geophysical Research, Vol.68, 1963, S. 3877-3886.
[5]Plass, wie vor, S. 154. Heute ist
die Literatur zum CO2-Effekt nahezu unüberschaubar. Siehe dazu z.B. Paul J.
Crutzen, in: Crutzen/Müller, Das Ende des blauen Planeten?, München 1989, S.
25-48; Enquete-Kommission des 11. Deutschen Bundestages, Schutz der Erde, Bonn
1990, S. 139-240; K. Y A. Kondragyeo, New assessments of global climate change,
Atmosfera, 1991, S.177-188; Derek M. Elsom, Atmospheric Pollution, Oxford 1992,
S. 132-165.
[6]So lehnte z.B. S.H. Schneider noch
vor 20 Jahren eine C02-Relevanz für eine Erwärmung als „für die nächsten
tausend Jahren als höchst Unwahrscheinlich“ ab, siehe S.I. Rasool & S.H.
Schneider, Atmospheric Carbon and Aerosols, Science Vol. 173, 1971, p. 138.
Siehe dazu seinen (versteckten) Hinweis in seinem Buch: Global Warming, San
Fransisco 1989, Fn.17 zu Chapter 4, wo er von der Aussage abrückt.
[7]Siehe dazu: S.H. Schneider, Global
Warming, San Fransico 1989, S.194f.
[8]So S.H. Schneider, wie vor;
siehe auch A. Henderson-Sellers, Greenhouse Guessing: When should Scientists
speak out, Climate Change, Vol.16, 1990, S.5-8(8}: Many of my colleagues in the
meteorological community argue that no statements should be made until we are
absolute certain!
[9]So John Houghton, World
climate needs concerted action, in Financial Times, 11. Nov.1990. Houghton war der
Vorsitzende des Wissenschaftlichen Ausschußes über Klimaveränderungen des IPCC.
[10] Das Gremium wurde durch UN-Environment
ProgrammelUNEP} und World Meteorology Organisation(WMO} Ende 1988 eingerichtet.
[11]So John Houghton, aao (Fn 9); siehe dazu Steinar Andresen, The Climate Negotiations:
Lessons and Learning. International Challenges, Vol.12 No.2, 1992, S.34-43
(40).
[12]J. Jäger & H.L. Ferguson (ed),
Climate Change: Science, Impacts end Policy, Proceedings of the Second World
Climate Conference, Cambridge 1991; es handelt sich dabei um die
Zusammenfassung der verschiedenen Arbeitsgruppen des IPCC.
[13]Financial Times, 28.05.92, mit Hinweis auf: IPCC: Climate Change, Cambridge
1992
[14]So schreibt Bert Bolin in Zusammenfassung der Ergebnisse des IPCC in:
Jäger/Ferguson (ed), aaO (Fn 12), S. 19: "There is a greenhouse effect,
that is at present being enhanced by man due to emissions of a number of the
so-called greehouse gases" und "we can tell with confidence that it
(climate change) is going to be significant if present increase of the
emissions continue without constraints". Eine der wenigen kritischen
Stimmen z.B.: David Thomas, The cracks in the greenhouse theory, Financial
Times (Weekend FT) 3./4. Nov. 1990; ferner Leiv Lunde, Science end Politics in
the Greenhouse. How Robust is the IPCC Consensus? in: International Challenge,
Vol.11, 1991, S.48 - 57, m.w.N.
[15]J.Jäger & H.L.Ferguson, aaO (Fn
12), S. 498
[16]United Nations Conference on Environment end
Development (UNCED); der Vorbereitungskonferenz lag eine Entscheidung der
UN-Generalversammlung vom 22.12.89 zugrunde, siehe im einzelnen: Environmental
Policy and Law, Vol.20, 1990, S.72-73 und S.96f
[17]Die Verhandlungen zu dem Klimaabkommen
wurden nach fast 18-monatigen Verhandlungen am 9. Mai 1992
abgeschlossen (The Int. Herald Tribune, 11.5.92, Global-Warming Pact Without
Targets Gets U.S. Approval).
[18]“The weight of evidence is that the climate is in danger, but the convention
is not enough. The real test is, will it soon lead to reduction in the
polluting gases that threaten the atmosphere", in: The Guardian, 15.6.92,
(Brown/Rocha, World leaders put on probation by Rio organizer).
[19]in: Frankfurter Rundschau, 16.6,92 ( J. Wille, "Am Anfang des
notwendigen dramatischen Prozesses"); vgl. dazu auch Paul Brown der im
Guardian (15.6.92) schreibt: "but Europe and Japan regard the convention
as weak, ducking specific promises on carbon dioxidee reductions to accomodate
the United States. Politicians have repeated many times in the main conference,
however, their hopes that this is only the beginning of the process". Vgl. zur Folgekonferenz die
Erklärung von Bundekanzler Helmut Kohl vor dem Dt.Bundestag am 20.5.92, in
Bulletin Nr.53, S.501 (503)
[20]Siehe z.B. Int. Herald Tribune (The New York Times) 16.6.92: "But now,
after the Earth Summit, there is a road"; Nature, "Two successful
weeks at Rio", Vol.357, 18.6.92, S.523
[21] Protocol (Ziff.45, 1.Satz) of the Summit of the Arch, 16. July 1989,
abgedruckt in: The New York Times, 17.7.89, S.A7; US State Bulletin Sept. 1989;
der Text: The increasing complexity of the issues related to the protection of
the atmosphere calls for innovative solutions
[22]AaO. (Fn.1) S.3/4
[23]The Times, 29.2.92, (Questioning weather): "Absolute unpredictability
is weather's defining virtue. Perhaps that is what cur unintelligible
forecasters are trying to say"
[24]S. Disraeli (1804-1881), engl. Premierminister, erwähnt bei A. Henderson-Sellers,
aaO (Fn 8), 5.6
[25]So schreibt A.S. Monin, An Introduction to the Theory of Climate, Dordrecht
1986, S. 6: “we don't have to know the individual chronological sequence of
states of the atmosphere-ocean-land system. Rather we must have statistics of
the states that is their limits of variation and their frequency of occurrence
over a long time interval”. Vgl. dazu die Ausführungen zur Natur des Klimas in diesem Beitrag
[26] Zum Temperatureffekt von Wasser, siehe
M.Grant Gross, Oceanography, 5th Edition, Englewood Cliffs, 1990, S.87;
A.S.Monin, wie vor, S.114-120
[27]W.Weischet, Einführung in die Allgemeine
Klimatologie, Stuttgart 1988, 5.121, begründet dies wie folgt: "Das liegt
daran, daß die nächtliche Abkühlung nur eine Schicht von 300 bis 500 m erfaßt,
die Anheizung tagsüber sich dagegen bis 1000 oder 1500 m auswirkt."
[28]B.R. Stanton, Ocean Circulation and
Ocean-Atmosphere Exchanges, Climate Change, Vol.18, 1991, 5.175-194 (176)
[29]A.S. Monin, aaO (Fn 25), S. 2
[30]Nach Angaben von W. Weischet, aaO (Fn 27),
S. 73f, ist das Verhältnis für die spezifische Wärme für (ruhendes) Wasser und
Luft 1: 0,24 und ein cm3 Wasser braucht zur Erwärmung 10 000 mal mehr
Kalorien als die Luft in Bodennähe
[31]Siehe dazu U. Siegenthaler & E.
Sanhueza, Greenhause Gases and Other Climate Forcing, in: Jäger/Ferguson (ed),
aaO (Fn 12), S.47-58
[32]Nach J.D. Woods, in: John T. Houghton (ed), The Global Climate, Cambridge
1984, S. 142: "Approximately 80% of the solar energy intercepted by our
planet enters the atmosphere over the oceans".
[33]"The ocean is closer to a state of dynamic equilibrium than the
atmosphere", Eric B. Kraus, in: Rhodes W. Fairbridge (ed), The
Encyclopedia of Climatology, New York 1987, S. 639.
[34]Hartmut Graßl & Reiner
Klingholz, Wir Klimamacher, Frankfurt 1990, S.123.
[35]Dazu meint Keith Clayton, Scaling
Environmental Problems, Geography 1991, S.2-15(5) feststellend und ironisch:
"We are remarkably land-centered. Even Ron
Johnston (1884) seemed to have forgotten where oysters actually grow! Yet the
oceans playa critical part in the world climatic system and cursory reading of
the national curriculum suggests they are neglected everywhere, and almost
totally neglected within the geography syllabus."
[36] So schrieb die Direktion der
Deutschen Seewarte einen Artikel "Die prachtvollen Dämmerungserscheinungen
in dem Zeitraum vom 26. bis 30. Nov. 1883", als der Krakatau drei Monate
nach dem Ausbruch auch in der nördlichen Hemisphäre seine Wirkung am Himmel
zeigte; Neumayer, aaO (Fn 1)
[37]Artur Wagner, aaG (Fn2)0, S.41f
[38]Vgl. dazu H. Wexler, aaO (Fn 2);
R.S.Bradley, The Expolsive Volcanic Eruption Signal in Northern Hemisphere
Continental Temperature Records, Climatic Change, Vol.12, 1988, S. 221-244
[39]Siehe z.B. Enquete-Kommission, aaO (Fn 5)
Bd.1, S.220; Graßl/Klingholz, aaO (Fn 34), S.61, schreiben: Nach einem
kräftigen Vulkanausbruch "wird es kurzzeitig kälter, aber nach ein paar
Jahren ist der ganze Zau- ber wieder vorbei. Nur in Ausnahmefällen kommt es
dabei zu einer natürlichen Klimakatastrophe"; S.H.Schneider, aaO (Fn 7),
S.45, weiter führt er aus (S.91): recent theories linking climate and
atmospheric opacity from volcanic eruptions are not confirmed and this
connection is physically better based. Siehe aber auch J.Gentilli, Present-Day
Volcanicity and Climate Change, The Geological Magazine, Vol.85, 1948, S.
172-175, der jeden Zusammenhang verneint. So auch J.
Murray Mitchell Jr., in: Fred Singer (ed), The Changing Global Environment,
1975, S.149-173(171).
[40]Neumayer, Bericht über die
vulkanischen Ausbrüche des Jahres 1883 in ihrer Wirkung auf die Atmo- sphäre,
Meteorologische Zeitschrift, 1884, S.49-65 (Fortsetzung vom Vorheft, siehe
Fn.1)
[41]J.M. Pernter, Der Krakatau-Ausbruch und
seine Folge-Erscheinungen, Meteorologische Zeitschrift, 1889, S. 329-339, S.
409-418, S. 447-466; zur Aufnahme der Arbeit der Kommission der Königlichen
Gesellschaft in London, siehe: Neumayer, aaO (Fn 1), S.3
[42]Siehe Wexler, aaO (Fn 2); Pernter, aaO (Fn
41), S. 412
[43] Siehe J. Gentilli, aaO (Fn 39). Nach der in
„Schutz der Erde“, aaO (Fn 5), S.194, wiedergegebenen Graphik, ist ein Absinken
der Temperatur nicht erkennbar, wird aber auf Seite 220 erwähnt. In der ent-
sprechenden Graphik zum IPCC-Bericht (Jäger & Ferguson, aaO (Fn 12), S.72),
ist wenigstens vermerkt, daß es sich um die durchschnittlichen über Land
gemessenen Temperaturen handelt
[44]Artur Wagner, aaO (Fn 2), S. 42
[45]J. Gentilli, aaO (Fn 39), S. 173f. Auch die
folgende generelle Feststellung von W. Weischet, aaO (Fn 27), S.70, könnte im
Umkehrschluß mit herangezogen werden, wonach auf der Nordhalbkugel ca. 10%
weniger kurzwellige Energie anfällt als auf der Südhalbkugel. Zu
berücksichtigen wäre, daß die Südhalbkugel 2-3 Monate früher und wohl auch
stärker (was nie gemessen wurde) als der Norden unter die 'Abschirmung' kam.
[46]Siehe P..D. Jones, T.M.L.Wigley & P.B. Wright, Global temperature variations
between 1861 and 1984, Nature Vol.322, S. 430-434.
[47]Vgl. dazu Curt Covey, Chaos in ocean heat transport, Nature, Vol.353, 1991,
S. 796-797.
[48]H. Wexler, aaO (Fn 2), S. 14
[49]aaO (Fn 5) S. 195; vergleicht man diese
Ausage mit der auf S.194 wiedergegebenen Graphik, dann fällt auf, daß der
Abwärtsknick auf der Südhalbkugel nach 1940 stärker ist als auf der
Nordhalbkugel. Vgl. auch Folland u.a., Worldwide main
temperature fluctuation. Nature Vol 310, 1984, S.670-679. Folland & Parker,
in: M.E. Schlesinger (ed), Climate-Ocean Interaction. 1990, S.21-52
[50]J.Murray Mitchell, in: John E. Oliver & Rhodes W. Fairbridge(ed), The
Encyclopedia of Climatology. New York, 1987, S. 326.
[51]So sind z.B. im 1. Weltkrieg über 300.000
Blockademinen und im 2. Weltkrieg über 800.000 Minen
verlegt worden, siehe Monin, Tsymbal, Schmelev: Damage to the World Ocean as a
reason of the armaments race, in: Peace to the Oceans, Newsletter 2-90, S.
26-29
[52]Ausführlich dazu Knut Aagaard, in: S.P. Parker (ed), McCraw-Hill,
Encyclopedia of Ocean and Atmospheric Sciences, 1980, S. 21-26;u.a weist
Aagaard auf die Bedeutung des Salzgehalts hin. Dies wurde kürzlich dargestellt in Beiträgen von
Walter Frese in NDR 3 am 1.8.92, "Meeressalz: Frostschutz für
Europa"; Hamburger Abendblatt 22./23.Aug.92, "Eine Prise Salz
entscheidet"; Süddeutsche Zeitung am 27.8.92, "Wie das Meer das Klima
bestimmt". Anmerkung: Der Salzgehalt spielt überall in den Ozeanen eine
bedeutende Rolle und Veränderungen haben nachhaltige Folgen. So braucht man nur
die Straße von Gibraltar, durch die der Nordatlantik seine hohe
Salzkonzentration erhält, abzuschotten und es würde nicht allzulange dauern,
bis die Eisgrenze vor Schottland liegt. Zur Erläuterung des"
Abflußmechanismus" zwischen Island und Grönland, siehe John A. Whitehead,
Giant Ocean Cataracts, Scientific American. Vol. 260,
1989, S.36-43
[53]J. Bjerknes, The Recent Warming of the North Atlantic, in: Bert Bolin (ed),
The Atmosphere and The Sea in Motion, Oxtord 1959, S.65-73. Vgl. dazu auch A. Wagner, aaO (Fn
2), S. 49.
[54] Artur Wagner, aaO (Fn 2), S.46f, der auch
Angaben über die Mittlere Abweichnung (A) der Eisgrenze (in km) im
Ostspitzbergenmeer tür die Spätsommer der Jahre 1898 - 1934 macht z.B.: 1914 =
A +120; 1915 = A +30; 1916 = A +320; 1917 = A +100; 1919 = A -30; 1920 = A -140
(auch alle weiteren Werte bis 1934 sind Minus)
[55]Artur Wagner, aaO (Fn 2)
[56]Siehe dazu die Hinweise bei Artur Wagner,
wie vor, S.49
[57]Siehe dazu auch GESAMP, The state of the
marine environment, UNEP Report 115,1990; OECD, The State of Environment, 1990,
S.7 1 -93.
[58]Phillipe Gaspar, Jean-Claude André & Jean-Michel Lefevre, The
Determination of the Latent and Sensible Heat Fluxes at the Sea Surface Viewed
as an Inverse Problem, Journal of Geophysical Research, Vol.95, 1990, No.C9, S.
16.169-16.178
[59]Newsweek, 1.Juni 1992, S. 20 (Bitter and confusing, the debate over the
greenhouse sheds more heat than light. The science is shaky but there's reason
to act anyway).
[60]The Int. Herald Tribune (New York Times) 16. June 92 "Rio Sketched the
Road" (But now, after the Earth Summit, there is a road); The Guardian,
15. June 92 "Rio: the bucks stop here" (Rio has set up some machinery
for effective cooperation); Financial Times, 15.June 1992 "Many roads from
Rio" (The Rio conference was worth having - once).
[61]Dazu schreiben Graßl/Klingholz, aaO
{Fn 34}, daß der Meteorologe Eward Lorenz 1972 eine Arbeit mit den Titel
veröffentlichte: "Kann das Schlagen eines Schmetterlingsflügels in
Brasiiien einen Tornado auslösen?" Siehe dazu auch Tim Palmer, in: Nissa
Hall (ed), Guide to Chaos, London 1991, S. 69-81
[62]Dafür, daß sich die CO2- These doch als Flop
erweisen könnte, siehe: Newsweek, 1. June 92, S. 23-24, Auszug: “Greenhouse
theory suggests that warming should peak on summer afternoons: the worst time,
…; Karl's (of the U.S.National Climatic Data Center) work suggests nature is
doing the opposite”
[63]M. Grant Grass, aaO (Fn 26), S. 119
[64]Dabei spielt eine Reihe von anderen Faktoren
eine bedeutende Rolle, die hier nicht weiter angesprochen werden können, z.B.
Plankton, Salz, Staub und insbesondere die direkte Wirkung der
Sonneneinstrahlung auf die Meere
[65]So wird z.B. bereits in: Umwelt-Weltweit,
Bericht der UNEP1972-1982 (Band 88A - Beiträge zur Umweltgestaltung), S.53,
erwähnt, daß die CO2-Wirkung sich anders zu verhalten scheint, als man erwarten
sollte
[66]Vgl. dazu in Jäger & Ferguson, aaO (Fn
12), dort: Bollin S.19; Houghton, S,23, u.a. Siehe auch Graßl/Klingholz, aaO
(Fn 34), S. 14
[67]Man könnte das Phänomen umreißen mit
'continental thinking', wozu auch das Wetter gehört. Insoweit hat sich auch die
Meteorologie bis heute nicht genügend von einem 'Landbewußtsein' lösen können
[68]Exemplarisch dazu der folgende Satz aus dem
Bericht der UNEP 1972-1982 , aaO (Fn 65), S.25: Diese Experimente geben
Hinweise darauf, daß Regionen im Ozean die atmosphärischen Prozesse über den Kontinenten
vielleicht in bedeutender Weise beeinflussen - mit einer zeitlichen
Verschiebung von 4-8 Monaten. Siehe dazu z.B, auch die Rede von der 'lebenden
Legende', dem großen Mann der Meere, Jacques-Yves Cousteau, die er vor dem
UNCED-Plenum am 4. Juni 92 gehalten hat, in: Die Weltwoche, 11.
Juni 1992, S. 63.
[69]z.B. H.U.Svendrup, Oceanograpy for Meteorologists, New York 1941, S. 223 (
..one can not deal independently with the atmosphere ..but in meteorology it
has not yet received sufficient attention). J. Namias, The Sea as a Primary
Generator of Short-Term Climatic Anomalies, in: WMO Proceeding on Long- Term
Climatic Fluctuation, Norwich 1975, S. 331-333. Keith Clayton, aaO (Fn 35)
[70]The Guardian, 10. April 92, Nicholas Booth, How to tune into an ocean wave
(Zitat: "We won't understand global warming until we understand exactly
how important a tale the oceans play”).
[71]Siehe dazu und zur Einstellung der Meteorologie: H.H. Lamb, The New Look of
Climatology, NATURE, Vol.223, 1969, S.1209-1215: "but for the physical
scientist it has seldom had a depth of interest to rival dynamical meteorology
and the great strides forward in the development of numerical forecasting"
[72]Siehe z.B. J.T. Houghton u.a. (ed.), Climate Change, The IPCC Scientific
Assessment, Cambridge 1990, S.XXXV; John E. Harries, Earthwatch - The Climate
from space, Chichester UK, 1990, S.30
[73]Siehe H.H. Lamb, aaO (Fn. 71), S. 1209: "Climatology was generally
regarded as the mere dry-as-dust bookkeeping end of meteorology."
[74]Graßl/Klingholz, aaO (Fn 34), S. 90. So hat z.B. einer der 'Großen' (und
bis vor kurzem kritisch zur Treibhausdebatte Schreibender, siehe Andresen, aaO
(Fn 11)) im Klimabereich, S. Fred Singer, im Jahr 1975 folgende Feststellung
zur Klimabeeinflussung getroffen: "The four most important factors are:
chemical changes in the atmosphere, particularly changes in CO2 concentration;
presence of dust and aerosols; changes in surface albedo, including ice and
snow, clearing of land, inundation, building of cities, etc.; and generation of
heat", in: S. Fred Singer (ed), Introduction, aaO (Fn 39), S. 4
[75]Joel B. Smith & Dennis Tirpatz (ed.), The Potential Effects of Global
Climate Change on the US, US EPA, Dec. 1989, S.21: "In many sciences ...
it is possible to investigate new phenomena by doing research in a laboratory.
In the field of climate, this is not possible. One cannot bring the earth's
climate system into a room and perform experiments on it, changing the trace
gas concentration or increasing the amount of sea ice. It is not possible to
have two identical systems, one a control that is changed to compare the
outcomes."
[76]Aus einer Rede, gehalten anläßlich
eines 'Royal Society Dinner' am 27. September 1988: "In
studying the system of the earth and its atmosphere we have no laboratory in
which to carry out controlled experiments. We have to rely on observations of
natural systems." Siehe auch H.H. Lamb, aaO (Fn 73), S.1215: "The
computer models of atmospheric behavior in other climatic eras may be too
unrealistic, and may therefore proceed too far and too fast on faulty basic
assumptions." Siehe auch R.M. Peterman (et.al.), Statistical Power
Analysis and the Precautionary Principle, Marine Pollution Bulletin, Vol.24,
1992. S.231- 234,
m.w.N.; Steven J. Ghan, The GCM Credibility Gap, Climate Change, Vol.21, 1992,
S.345-346, wonach große Unterschiede zwischen den Ergebnissen verschiedener
GMC's hinsichtlich der Treibhauserwärmung bestehen
[77] "Krieg ist die Fortsetzung der Politik
mit anderen Mitteln.“
[78]So stellt Klaus Hasselmann, Ocean
Circulation and Climate Change, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Report
No. 58, 1990, S.3, fest: "the dynamics of climate is strongly controlled
by the ocean", räumt den Ozeanen insoweit nur eine Mitwirkung in der
Zeitspanne von wenigen Wochen bis zu tausend Jahren ein. Im Report No.57, S.8,
für 'external forcing' wird für die Ozeane eine Reaktion von hunderten bis zu
tausend Jahren angegeben. Daß die Ozeane Sekunde für Sekunde das Klima, bzw.
die Luftempertur 'tragen' wird nicht verdeutlicht. Auch Eric B.Kraus, in:
Oliver & Fairbridge (ed), aaO (Fn 33), S.639, erklärt: "The ocean is
truly the flywheel of the climate system", um es dann zu relativieren.
Aber der Trend - wenn auch sehr langsam - steuert auf die Meere zu, siehe z.B.
Stephens & Slingo, die erst kürzlich schrieben: "With the oceans
assuming an ever greater significance in our understanding of climate,.."
in: NATURE, Vol. 358, 1992, S.369
[79] insbesondere, wenn daraus nicht erkennbar
wird, daß die naheliegenden Schlußfolgerungen gezogen werden. So wird zwar viel
darüber diskutiert, daß Kiimaänderungen durch Strömungsänderungen der Tiefsee
verursacht worden sein können (vgl. Watts & Morantine, Rapid Climatic
Change and the Deep Ocean, Climatic Change, 1990, S.83-97), daß aber durch
verschmutzte Flußwasser und viele andere Ursachen auf die Meeresströmung
eingewirkt werden kann, findet wenig Aufmerksamkeit
[80]Siehe z.B. Patricio A. Bernal, Consequences
of Global Change for Oceans, Climate Change, Vol.19, 1991, S. 339-359
[81]Siehe z.B. Carl Wunsch, in: Houghton (ed),
aaO (Fn 32), S. 195; Michael J. Kennish, Marine Science, Bocan Raton 1989, S.4,
Zitat: "Ocean circulation is inextricably linked to the atmosphere. Winds and density differences which drive circulation in the ocean largely
depend on atmospheric conditions"
[82]Siehe zu EI Nino: Glantz & Katz & Krenz, Climate Crisis, UNEP/NCAR
1987
[83]Siehe z.B. GESAMP, aaO (Fn 57), S.80; C.J. van der Veen, Projecting Future
Sea level, Surveys in Geophysics, 1988, 389-418; T.M.L.Wigley & S.C.B.
Raper, Implications for climate and sea level of revised IPCCemissions
scenarios, NATURE, Vol.357, 28.5.92, S.293-300; dieselb. NATURE, Vol. 330,
1987, S. 127- 131; Smith & Tripatz, aaO (Fn 75), S.123-147; J. Oerlemans, A
Projection of Future Sea levels, Climatic Change, Vol. 15, 1989, 151- 174(165);
Derek M. Elsom, Atmospheric Pollution, Oxford 1992, S. 162. Siehe zur Wärme aus
der Tiefe den Bericht von Roemmich & Wunsch, Apparent changes in the
climatic state of the deep North Atlantic Ocean, Nature Vol.307, 1984,
S.447-450; Rind & Chandler, Increased Ocean Heat Transports and Warmer
Climate, Journal of Geophysical Research, Vol.96, D4, 1991, S.7437-7461; siehe
dazu auch Zitat bei Wagner (oben Fn 55)
[84]Siehe dazu z.B. E.D. Jones, T.M.L. Wigley & P.B. Wright, aaO (Fn 46);
Peter B. Wright, Problems in the Use of Ship Observation for the Study of
Interdecadal Climate Changes, Monthly Weather Review, Vol. 114, 1986, S.1 029-
1034; Folland & Parker, aaO (Fn 49). Siehe auch Graßl/Kiingholz aaO (Fn 34), S. 196. So
haben z.B. Folland & Parker einfach alle Tagesmessungen ignoriert. Mancher
Nautiker wäre empört. Jones/Wigley/Wright, 'glichen' die Seetemperaturen
solange an die Landtemperaturen an, daß sie das statitische Endergebnis als
langfristigen Erwärmungstrend identifizieren konnten. Daß gerade die feinen
Differenzen viel interessanter hätten sein können, wurde anscheinend nicht in
Betracht gezogen. Insofern kann es auch nicht verwundern, daß das Vorhandensein
von großen Meeresstrudein (Eddies) erst Ende der 1960er Jahre entdeckt wurde,
siehe dazu Allan R. Robinson, Eddies in Marine Science, Berlin 1983, S.3-4, S.1
0, und ebenda: A.E.Spill, S. 442-445.
[85]Vgl. dazu den folgenden Dialog vor dem Select Committee on Science and
Technology des House of Lords zum Greenhouse Effect, 6th Report, 1989, (HL
Paper 88-II), S. 11; Frage von Lord Clitheroe an Prof. Wigley: "40 years
ago, my tutor...was saying at that time the probability was that the raising of
the temperature would alter the currents of the sea to make the climate of England
colder rather than hotter"; darauf die Antwort von Prof. Wigley: “ I think
that is extremely unlikely, although that is one of those stories that still
crops up every now and again” in the press"; (zu Arbeiten von Wigley siehe
Fn 46, Fn 83, Fn 84).
[86] Diese Auffassung ist nicht gerade
weit verbreitet. Es scheint vielen Wissenschaftlern nicht schwer zu fallen,
zwar einzuräumen, daß die Wettercomputer es nicht schaffen, über ein bis zwei
Wochen hinaus verläßliche Vorhersagen darzulegen, weil ein winziger Fehler bei
der aktuellen Wetterbeobachtung sich schnell zu größeren Fehlern hochschaukelt.
Dennoch sind sie davon überzeugt, daß die Klimacomputer aussagekräftige Ergebnisse
liefern. Siehe z.B. S.H. Schneider, aaO (Fn 7), S.93; Graßl/Klingholz, aaO (Fn
34), S.21-22 u. S.118-123. Siehe auch Fn 75 und Fn 76
[87]Siehe D.J.Baker, World Ocean Circulation and Climate Change: Research
Programmes and a Global Observation System, S.195-202, in: Jäger &
Ferguson, aaO (Fn 12)
[88]Siehe D.J.Baker, World Ocean Circulation and Climate Change: Research
Programmes and a Global Observation System, S.195-202, in: Jäger &
Ferguson, aaO (Fn 12).
[89]So John Vidal, America versus the world, The Guardian, 30.4.92; dazu auch
TIME, March 30,1992, S.42; Die Zeit, Das Glashaus im Treibhaus, 17.4.92; Der
Spiegel, Festival der Heuchelei, 21/92, S.224
[90]Vgl dazu W. Beckermann, Economic Growth and the Environment, in: World
Development, Vol.20, 1992, S.481-496
[91]Der vollständige Text von Art. 2, OBJECTIVE, lautet: The ultimate objective
of this Convention and any related legal instruments that the Conference of the
Parties may adopt is to achieve, in accordance with the relevant provisions of
the Convention, stabilization of greenhouse gas concentration in the atmosphere
at a level that would prevent dangerous anthropogenic interference with the
climate system. Such a level should be achieved within a time frame sufficient
to allow ecosystems to adapt naturally to climate change, to ensure that food
production is not threatened and to enable economic development to proceed in a
sustainable manner
[92]“For a true understanding of environmental conflict there must be a true
understanding of the environment", schreibt An Painter, The Future of
Environment Dispute Resolution, Natural Resource Journal, Vol. 28, Winter 1988,
S.145-170(150); dazu auch Edward L.Miles, Science,Politics & Int. Ocean
Management, Berkley 1987, S.154
[93]Siehe Fn 9 und Fn 11
[94]David A. Wirtb, Climate Chaos, in: Foreign Policy Nr. 74, 1989, S. 3-22
(S.3)
[95]Eine (der wenigen) Kritiken an der Wissenschaft stammt von dem Erfinder der
GAIA-Theorie James A. Lovelock: "Science must abandon its genteel posturing
and come down to earth again, quite literally. This is no easy task. It
requires scientists to recognize that science has grown fat, lazy,and corrupt
and like an obese atherosclerotic man, imagines that more rich food will cure
his condition." in: The Guardian, 27. Sept. 1989, S. 63 (The Greening of Science). Vor
kurzem erinnerte George F.Wille daran, daß vor 20 Jahren vielfach eine
bevorstehende Eiszeit vorausgesagt wurde, in: International Herald Tribune.
3.6.92, The Eco-Pessimists Among Us Are a Family Bore
[96]Siehe z.B. bei Steinar Andresen & Willy
Ostreng (ed), International Resource Management, London/NY 1989, dort: Oran R.
Young, Science and social institutions, S.7-24 (S.101; sowie S.
Boehmer-Christiansen, The role of science in the international regulation of
pollutions, S." 43-167 (S.150)
[97] so Michael Haller, Warner, Windmacher,
Wissenschaftler, Die Zeit. 23.3.1990, mit weiteren sehr überzeugenden Analysen
u.a. "Wie stets,wenn die Zusammenhänge undurchschaut bleiben und - wie bei
der Spitze desberühmten Eisbergs - nur ein paar Daten bekannt sind, tritt an
die Stelle des Wissens der Glaube"; und "Es waren Wissenschaftler
......die simple Kausalmodelle vom Labor auf die Natur übertrugen, ohne das
komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Naturprozesse zu berücksichtigen. Sie
eröffneten dasSzenario- Spiel, also daskonkrete Ausmalen von Hochrechnungen;
sie zeichneten immer schrecklichere Perspektiven."
[98] Siehe dazu: Buttel & Hawkin & Power, From limits to Growth to
Global Change, Global Environment Change, Dec. 1990, S.57-66 (S.65): Zitat:
"They have entered the policy arena in an unprecedented way and are now
willing to stand behind data that are not entirely conclusive, but which have
awesome potential inclinations for humankind". John S.Gray befürchtet:
"There is a risk that the large and powerful WMO will simply ignore the
oceans or not give it the scientific priority that it needs in the
future", in: Marine Pollution Bulletin; Vol.22, 1991, S. 169-171(170)
[99]Buttel u.a., wie vor.
[100]A. Henderson-Sellers, aaO (Fn 8), dazu das Zitat: “The question is, 'Do most
people understand that by the time we, the scientists, are all absolutely
certain it will be much too late to avert most of the changes that mankind is
currently effecting?’."
[101]So schreibt Manfred Hefner in einem
Leserbrief in der Welt vom 26.5.1992: "Stepan Schneider, der amerikanische
Klimatologe schrieb im Oktober 1988 (!) im "Discover Magazine":
"Wissenschaftler wie ich brauchen breite Unterstützung, um die Phantasie
der Bevölkerung anzuregen und zu beeinflussen. Wir müssen Szenarien entwickeln,
die Angst machen, drastische Behauptungen aufstellen, vereinfachen und unsere
eigenen Zweifel möglichst nicht erwähnen. Jeder von uns muß entscheiden, was
das rechte Maß ist zwischen erfolgreich sein und ehrlich sein."(zitierte
Arbeiten von S.H. Schneider siehe Fn 6 und Fn ). Siehe auch: Der Spiegel
26/1992,S. 223 (Gelehrte am Pranger)
[102] In wenigen Jahren ist dazu viel
eröffentlich worden, wobei die juristische Literatur sich eher noch bescheiden
ausnimmt und stark geprägt ist von der Vorgabe, daß das Klimaproblem vorrangig
mit dem CO2 verbunden ist, Auswahl: Albrecht Randelzhofer, Auf dem Weg zu einer
Weltklimakonvention, Festschrift für Sendler 1991, S.465-481; Harald Hohmann,
Int.Umweltrecht und globale Umweltpolitik, Spectrum der Wissenschaft, 1991,
S.68-80; Lewis D. Solomon & Bradley S. Freedberg, Environmental Law, Vol.20,
1990, S.83-110. Siehe auch: Geoffrey Palmer, New Ways to Make
Int. Environmental Law, und: Christopher D. Stone, Beyond Rio:”Insuring”
Against Global Warming, American Journal of Int. Law, Vol, 86,1992, S. 259- 283 bzw. S.445-488. Für den
mehr politischen Aspekt siehe: Eugene B.Skolnikoff, The policy gridlock on
global warming, Foreign Policy, No.79, 1990, S.77-93; Fen Osler Hampson,
Climate change: Building int. coalitions of the like-minded, International
Journal, Vol.XLV, Winter 1989-90, S.36-74
[103] Lynton Keith Caldwell, Between Two Worlds,
Science, the Environmental Movement and Policy Choise, Cambridge 1990, S.125;
dersel., International Environmental Policy, Emergence and Dimensions, Durham
NC 1984, S.82 ff
[104] Das Internationale Übereinkommen zur
Verhütung der Verschmutzung der See durch Öl von 1954, das inzwischen abgelößt
worden ist durch MARPOL 1973/78 nebst Protokollen, das wohl zu einem der
'entwickelsten' und effizientesten (praktisch und technisch) internationalen
Umweltverträgen gehört
[105]Stockholm Declaration on the Human
Environment vom 16. Juni 1972, abgedruckt in: UNDoc. A/CONF .48/14.
Principle No 6 lautet (Auszug): "The discharge of toxic substances or of
the other substances and the release of heat, in such quantities or
concentrations as to exceed the capacity of the environment to render them
harmless, must be halted in order to ensure that serious or irreversible damage
is not inflicted upon the ecosystems." Principle No 7 lautet: "States
shall take all possible steps to prevent pollution of the seas by substances
that are liable to create hazards to human health, to harm living resources and
marine life, to damage amenities or to interfere with other legitimate uses of
the sea."
[106]Zu weiteren Einzelheiten siehe:
Cadwell, 1984, aaO (Fn 103), S.226, wo er auch auf die 1976 Convention on
Prohibition of Military or any Other Hostile Use of Environment Modification
Techniques hinweist, die seinerzeit von 55 Staten gezeichnet wurde
[107] Siehe dazu die ausführlichen Darstellungen
bei Flinterman & Kwiatowska & Lammers (edl) Trans- boundary Air Pollution,
Int. Legal Aspects of the Co-operation of States, Dordrecht 1986.
[108]Deutscher Text: Platzöder & Grunenberg
(Hrsg.), Internationales Seerecht, München 1990
[109]Der amtliche Text ist von den Vereinten
Nationen 1983 veröffentlicht worden; abgedruckt mit einer erläuternden
Gesamtdarstellung auch in: Arnd Bernaerts, Bernaerts' Guide to the Law of the
Sea, Coulsdon/UK 1988
[110]Art. 308 Abs.2 d.ÜberK.; die Namen der 51
Staaten sind abgedruckt in Law of the Sea Bulletin, No.19, October 1991, hrsg.
vom UNOffice on the Law of the Sea, NY.
[111]Siehe dazu Philip Allot, Power Sharing in the Law of the Sea, American
Journal of Int.Law, Vol.77, 1983, S.1-30(3)
[112]Der Verfasser hat unter dem Titel: Time to adopt a constitution for the
oceans (in: FAIRPLAY Int. Shipping Weekly, 23.0ct. 1989 und 'Peace to the Oceans' Newsletter. 2-90),
sowie in seinem Aufsatz: Seegerichtshof - Tiefseebergbau, in: Recht der Int.
Wirtschaft (RIW) 1991, S.209-218, auf den Zusammenhang zwischen dem Klima und
dem Seerechtsübereinkommen hingewiesen. Soweit ihm bekannt, ist dieser
Zusammenhang sonst nur noch in einer ‘Student Note’ hergestellt worden, und
zwar von Beth H. Horness, Research on the Role of the Ocean in Global Climate
Change: The Effecct of Extended Jurisdiction, Ocean Development and Int. Law, Vol.22, 1991, S.71-89(86) :"Given that the 1982 Treaty is the
appropriate legal regime for oceanic global warming research, the avenues to
delays, disruptions, and added costs are numerous." Vgl. dazu aber auch
den Versuch, das 1982 Abkommen in ein Atmosphären-Abkommen umzusetzen, von
Toufiq A. Siddiqi, Towards a Law of the Atmosphere, Using Concepts from the Law
of the Sea, Honolulu 1988 (Environment and Policy Institute, Work Paper 12).
[113]Einführende Literatur: Arnd Bernaerts, Bernaerts' Guide aaO (Fn 109); R.R.
Churchill & A. V. Lowe, The Law of the Sea, 1988. Zur Diskussion über die Akzeptanz
des Übereinkommens: Bernaerts, in: RIW, aaO (Fn 112). Eine gute Übersicht über
den derzeitigen Stand der Diskussion über den 'Wert' des 1982er SeerechtsÜb.
gibt: Panel on the Law of Ocean Uses, U.S. Interests and the United Nations
Convention on the Law of the Sea, Ocean Development and Int. Law, Vol.2), 1990,
S. 373-410. Durch die Wahl der Demokraten Bill Clinton und Al Gore am 3.
November 1992 in die Präsidentenämter der USA steht zu erwarten, daß alsbald an
die Seereechtspolitik der 70er Jahre der Carter-Regierung angeknüpft wird.
Dafür, daß das 1982er SeerechtsÜb. nicht schon vor vielen Jahren die int.
Akzeptanz erhielt, trägt insbesondere Präsident R. Reagan die Verantwortung,
der zusammen mit Deutschland und England meinte, daß das Regelungskonzept tür
den Tiefseebergbau nicht akzeptabel sei; diese drei Länder haben als einzige
Industriestaaten das 1982er Seerechtsübereinkommen nicht gezeichnet
[114]Siehe dazu ausführlich: Alan E. Boyle,
Marine Pollution under the Law of the Sea Convention, American Journal of Int. Law, Vol.79/2. 1985. S. 347-372(350)
[115]Siehe dazu: K. Ramakrishna, Environmental Concerns and the New Law of the
Sea. Journal of
Maritime Law and Commerce, 1986 S. 1-19; J. W. Kindt, Marine Pollution and the
Law of the Sea, 6 Bände, 1986; Rainer Lagoni, Die Abwehr von Gefahren für die
marine Umwelt, Berichte der Deutschen Gesellschaftt für Völkerrecht, Heft
32,1992 m.w.N.; Teclaff & Teclaff, Transfer of Pollution and the Marine Environment
Conventions, Natural Resources Journal, Vol.31, Winter 1991, S.187-211
[116] Wenn man dem C02 die Qualität des
Tatbestandsmerkmals "Stoff" zubilligt, dann ist es vorstellbar, daß
ein Gericht auch feststellen könnte, daß C02 als 'pollution' im Sinne von Art.1
anzusehen ist. Gemäß Art. 212, 222 i. V.m. Art.192 wären die Staaten zum
Handeln verpflichtet (vorausgesetzt, C02 verursacht den Anstieg der Meere - sicherlich
eine Verringerung der Annehmlichkeiten der Umwelt). Art. 222 lautet insoweit:
Die Staaten setzen in dem ihrer Souveränität unterstehenden Luftraum , ihre in
Übereinstimmung erlassenen Gesetze und sonstigen Vorschriften durch; sie
erlassen Gesetze... zur Verhütung, Verringerung und Überwachung der
Verschmutzung aus der Luft..". Ausführlich zum Thema
Verschmutzung durch die Luft: George W. Ash, 1982 Convention on the Law of the
Sea - Its Impact on Air Law, The Air Force Law Review, Vol. 26, 1987, S. 35-82(68ff);
Kay Hailbronner, Freedom of the Air an the Convention on the Law of the Sea,
American Journal of Int. Law, Val. 77, 1983,S.490-520(51 0). Zur
Wettermanipulation siehe Ray Jay Davis, Atmospheric Water Recources Develapment
and Int. Law, Natural
Resources Journal, Vol.31, Winter 1991, S.11-44
[117] Siehe z.B. NATURE Vol.357, 18.June 1992,
S.523; William A. Nitze, in: International Challange, Vol. 11, 1991, S.9-16(13)
[118]Sie kommen für eine Reihe von Klimafaktoren
in Betracht, insbesondere für die Wolkenformierung (siehe: Savoie &
Prospero, NATURE, Vol.339, 1989, S.685-687; und: Schwartz, NATURE, Vol.336,
1988, S.441- 445), aber z.B. auch als CO2-Neutralisierer, siehe dazu
Forschungsergebnisse des Alfred-Wegner-Instituts, in: Süddeutsche Zeitung,
5.11.92, S. 47, (Das Meer hat viele Kohlendioxid-Speicher).
[119] H.Charnock, Marine Science. Organizing the study of the oceans, Marine
Policy, 1984,5.120-136. John A.
Knauss, The Effects on the Law of the Sea on Future Marine Scientific Research,
Louisiana Law Review, Vol.45, 1985,5.1201 - 1219
[120] Siehe dazu: Arnd Bernaerts, Der Einfluß
der UN-Seerechtskonvention 1982 auf die maritime Technologieentwicklung und die
Perspektiven für die BRD, Verein der Freunde und Förderer des
GKSS-Forschungszentrums, Heft 1, Geesthacht 1988; B.S. Murthy, Transfer of
Technology in the New Int. Economic Order, The Indian
Year Book of Int. Affairs, Val. XIX, 1986,435-458; M.C.W. Pinto, Transfer of
Technology under the UN Convention on the Law of the Sea, Ocean Yearbook, No.6,
1986, S. 241-270. Boleslwa A. Boczek, The Tranfer of Marine Technology to
Developing Nations in Int. Law, Honolulu 1982. Klaus Dieter Wolf, bei B.Kohler-Koch (hrsg), Technik
und Int. Politik, Baden-Baden 1986, S. 214-243. Alfred H.A. Soons, Marine
Scientific Research and the Law of the Sea, Deventer/NL (um 1983)
[121] Dies wird für unabdingbar gehalten. Durch
die Industriegesellschaft können bereits heute mehrere Dutzend Ursachen -
darunter evtl. auch das CO2 - den 'normalen' Lauf der Meere und damit des
Klimas beeinflussen. Dabei ist es denkbar, daß sich einige Ursachen
neutralisieren, andere dafür aber kumulieren. Die Entscheidung darüber, wie am
sinnvollsten und zweckmäßigsten zu handeln ist, muß daher vom Ergebnis (d.h.
vom Zustand/Trend der Ozeane) her bestimmt werden. Den Ansatzpunkt bei einer
echten (oder vermuteten) Ursache zu suchen, kann sich als ein verhängnisvoller
Fehler erweisen. Dies käme nur dann in Betracht, wenn nur ganz wenige Ursachen
in Betracht kämen und es wirklich möglich wäre, den vorindustriellen Zustand
wieder herzustellen. Auf die obige Anmerkung unter Gliederungspunkt A./V. wird
Bezug genommen
[122]Siehe W.E. Butler (ed), The Law of the Sea and Int. Shipping, NY 1985,
dort: P. Birnie, Dispute Settlement Procedures in the 1982 UNCLOS, S.39-68;
C.C. Ripshagen & Stephanou (ed), The New Law of the Sea, Amsterdam 1983,
dort: W. Ripshagen, Dispute Settlement, S.281-301; Louis B. Sohn, Peaceful
Settlement of Disputes in Ocean Conflicts, Law and Contemporary Problems,
Vol.46, 1983, S. 195-210.
[123]So auch Rainer Lagoni, Seerechtliche
Gespräche in der Hamburgischen Vertretung beim Bund, Vortrag am 9.4.1990
[124] Siehe dazu Bernaerts, RIW, aaO (Fn 112),
S.215f
[125] So weist Eugene B.Skolnikoff, aaO (Fn 102)
darauf hin, daß "greater understanding of the issue is essential for
policy formation". Zur Unabhängigkeit der Klimawissenschaftler siehe S.
Andresen, aaO (Fn 11),S.41. Solomon & Freedberg, aaO
(Fn 102), S.91, verweisen darauf, daß "The problem solving approach
mandates that all relevant information be presented to the policymaker prior to
the formulation and adoption of a solution." Eine gute Übersicht wegen der
Gesamtproblematik in; Andresen & Ostreng, aaO (Fn 96), siehe z.B. die
Seiten 10, 28,120,150. Siehe auch Andre Nollkaemper,
The Precautionary Principle in International Environmental Law: What's New
Under the Sun, Marine Pollution Bulletin, Vol.22, 1991, S.1 07-110. Keineswegs förderlich dürfte die
Ansicht von O'Rioradan & Rayner, in: Global Environmental Change, 1991,
91-108(103) sein, daß "The fusion of science and politics is inescapable
if major global change is to be averted before its discovery proves that we
have acted too late.“; vgl dazu Hans Primas, Umdenken in der Naturwissenschaft,
in GAIA, 1992, S. 1-15(12): "Ein Pakt zwischen Staat und Wissenschaft, der
Forschungsfreiheit garantiert und Einäugigkeit zulaßt, ist für den Fortbestand
unserer Kultur gefährlich“
[126]Daß ihr das ohne ‚ihr Wissen und Zutun
gelungen' ist, ist gerade die Besonderheit dieser Situation. Es ist gerade kein
Fall, wo mal wieder die Politik Schuld hat, und Skolnikoff, aaO (Fn 102), kann
nicht zu- gestimmt werden, wenn er - wie viele andere auch - meint: "The
only real prospect for a different policy outcome in the near future would be
if public consensus and international negotiations overcome the stubborn nature
of the policy process of governments". Eine mangelhafte Präzisierung des
Sachverhalts kann nicht dem Gesetzgeber angelastet werden (so auch Skolnikoff,
wie vor). Daß das Umweltsrechtskonzept des 1982 ÜberK. in dieser Qualitativen
Güte nie erreicht worden ware, wenn damals schon so etwas wie ein
'Meeresverständnis' bzw. das hier dargelegte 'Klimaverständnis' vorhanden
gewesen wäre, muß dem, der das Klima schützen will, ja nicht den Schlaf rauben.
[127] Dabei wird inzwischen wenigstens eine etwas größere Differenzierung
gefordert. Siehe: Richard W. Katz & Barbara G. Brown, Extreme Events in
Changing Climate: Variability is more Important than Averages, in: Climate
Change, Vol. 21, 1992, S. 289 -302; "experiments using climate models need
to be designed to detect changes in climate variability, and ... policy
analysis should not rely on scenarios of future climate involving only changes
in means".